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MEXICO-FILME! Einige Filme, Co.Produktionen und Sonstiges! 5. Film: MISS BALA

 
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 MEXICO-FILME! Einige Filme, Co.Produktionen und Sonstiges! 5. Film: MISS BALA

WILLKOMMEN ZUM THEMA

Schauplatz MEXICO



Eine kurze notwendige Einführung:

Das Kino Lateinamerikas kann man bis zu einem gewissen Zeitpunkt als *Kino und Kampf - Film und Revolution* bezeichnen. Zu dieser Prognose kommt man, wenn man sich mit dem Kino Lateinamerikas beschäftigt, was in der Geschichte der jeweiligen Ländern begründet ist.

Das Kino Mexiko's begann schon früh in der Stummfilmzeit, als die beiden Mexikaner SALVADOR TOSCANO BATTAGAN und ENRIQUE ROSA kurze Filmsequenzen von z.B. Kirchen-Einweihungen, Militärparaden und ähnliches drehten. Die Filmproduktionen entwickelten sich weiter und Anfang des vorigen Jahrhunderts existierten in der Stadt Mexico ca. 20 Kinos. Das Geschäft florierte und das neue Medium war die Attraktion des Alltags der Leute, die ja auf die lebenden Bilder aufmerksam gemacht wurden.

Im Jahre A.D. 1910 begann die MEXIKANISCHE REVOLUTION und Infolge dieser Auseinandersetzungen, die 7 Jahre andauerte konnte sich das Kino Mexiko's erst sehr spät weiter entwickeln. Als allererster richtiger Spielfilm, der die Filmära in Mexico einläutete gilt der Film LA LUZ (Mexiko 1917) von MANUEL DE LA BANDERA. Dieser Film soll sich eher an italienische Melodramen orientiert haben, was in Mexiko zu dieser Zeit wohl sehr beliebt gewesen sein muß. Überhaupt übten ausländische Filmproduktionen einen großen Einfluß aus. Vor allen Dingen aus den USA, die geographisch bedingt nun mal der große Nachbar Mexiko's ist und irgendwie versuchte Mexico gegen die US-Filme mit eigenen Streifen anzukämpfen.

Erst mit der Einführung des Tonfilms 1929 konnte sich ein nationales Kino in Mexico entwickeln, denn die neuen Tonfilme aus den USA stiessen zum größten Teil auf Ablehnung, denn die englisch-sprachigen Streifen aus Hollywood wollten die Mexikaner nicht mehr, auch die nicht, die dem englischen mächtig waren. Die USA setzten somit auf spanische Untertitel in ihren Filmen, was aber widerum das Publikum auf die Minderheiten reduzierte, die lesen konnten. Ja, es war alles nicht so einfach gewesen und die Mexikaner mußten also etwas tun und das taten sie auch.

Mit SANTA (Mexico 1931) von EMILIO GARCIA RIERA begann die eigentliche Tonfilmära in Mexico und danach stiegen die Filmproduktionen von Jahr zu Jahr. Die mexikanische Filmindustrie überholte sogar die aus Argentinien. Aufgrund des Bürgerkriegs in Spanien und der US-Intervention in Argentinien konnte sich Mexico in den 30er Jahren als Zentrum der spanisch-sprachigen Filmproduktion in Lateinamerika etablieren.

Die erste wirklich große Superproduktion in Mexico war/ist der Film VAMONOS CON PANCHO VILLA (Mexico 1935) von FERNANDO DE FUENTES. Hier ein altes mexikanisches Filmplakat aus der Zeit:


PANCHO VILLA war einer der Revolutionsführer innerhalb der mexikanischen Revolution, neben EMILIANO ZAPATA. Und hier sind wir an einem Punkt angelangt, den der mexikanische Film in gewisser Weise immer wieder aufgriff, was in den geschichtlichen Ereignissen dieses Landes begründet liegt.

Arm gegen Reich, Reich gegen Arm, Revolutions-Western-Dramen, Melodramen, Dramen, den Cabaretera-Filmen, aber auch Lustspiele bzw. Komödien, der Ranchera-Musik und den Phantastischen- bzw Horrorfilmen. Das waren im Grunde genommen die Genres bzw. Themen, die man in diversen Mexico-Filmen zu sehen bekam.

In dieser Phase des Schaffens kamen einige Regisseure zum Vorschein, die das mexikanische Kino ab der zweiten Hälfte der 40er Jahre und in den 50er Jahren prägten, wie z.B. EMILIO FERNÁNDEZ, ALFREDO B. CREVENNA, ALBERTO GOUT, LUIS BUNUEL, FERNANDO MENDEZ usw.

Darsteller, wie z.B. MARIA FELIX, PEDRO ARMENDARIZ, DOLORES DEL RIO, RODOLFO ACOSTA, NINON SEVILLA usw., waren sehr präsent auf den Leinwänden in Mexico. Sie alle waren in Revolutions- Dramen- und Melodramen zu sehen, wobei einige mehr oder weniger auch mit Ranchera-Musik und Tanzeinlagen untermalt wurden, wie z.B. das Melodram VERBOTENE STRASSE (Mexico 1950), der ein exzellentes Beispiel eines melodramatischen Cabaretera-Films ist.

Desweiteren entstand 1952 der Film: ALLE GRIFFE SIND ERLAUBT von Chano Urueta und dieser gilt sozusagen als Auslöser der mexikanischen RINGER-FILME, bzw der später darauf folgenden SANTO-FILME und somit hielt auch das Subgenre EXPLOITATION in Mexiko Einzug. Santo ist ein maskierter Trash-Superheld, der gegen alles mögliche kämpft. Ein Catcher, ein Ringer, wobei im ersten Film von Chano Urueta es noch keinen Maskierten gab. Dieser Film ist auch weniger Trash, als vielmehr ein Drama um zwei Catcher, die im Kampf um eine Frau im Ring gegeneinander kämpfen. Santo-Filme wurden in Mexico ab ca. mitte der 50er Jahre produziert und erfreuten sich beim Publikum großer Beliebtheit, so das es wirklich sehr viele Filme mit diesen Trash-Superhelden gibt.

Auch Krimis, Thriller und Horrorfilme entstanden in Mexico, wovon die wenigsten in Österreich und Deutschland gelaufen sind.

Dieses spezielle Filmthema hier ist dazu gedacht, euch die Filme aus Mexico ein wenig näher zu bringen. Einem Land, dessen Filme stark durch diverse Geschichtsereignisse, gesellschaftliche Missstände, Armut, der ganz eigenen Mentalität, der traditionellen Musik, auch Rancheramusik geprägt waren und man somit eine ganz andere Art von Filmen zu sehen bekam, die es Wert sind hier ihren Platz zu bekommen!
Aber auch das neuzeitliche mexikanische Kino kann sich sehen lassen und braucht sich hinter anderen Produktionen keineswegs zu verstecken, denn es gibt so einiges, was seinen Weg in den deutschsprachigen Raum gefunden hat und hier ebenfalls gewürdigt werden sollen.

ACHTUNG:

Auch diverse Co-Produktionen sollen hier ebenfalls Erwähnung finden, da diese in der Regel sowieso in Mexico selbst spielen und die Mexikaner am Film mindestens zur Hälfte beteiligt waren! Desweiteren sollen hier auch Filme Erwähnung finden, die zwar in Mexiko spielen, bzw. dort auch gedreht wurden, aber nicht unbedingt von Mexiko selbst mit produziert worden sind. Ich begründe dies damit, weil nach meinen Seh-Erfahrungen in den Original Sprachfassungen dieser Filme sehr häufig nicht nur englisch, sondern auch lateinamerikanisches spanisch gesprochen wird, da hier ebenfalls etliche Mexikaner immer dabei waren/sind. Damit hat man als Zuschauer immer das Gefühl, das man einen mexikanischen Film sieht, obwohl es eigentlich keiner ist. Das Ganze hat somit ein gewisses Flair und Atmosphäre.

Ich will hier aber nun nicht jeden Film vorstellen, was den Rahmen sprengen würde und auch gar nicht geht. Dies soll zumindest ein besonderer Filmthread sein, wo ich so nach und nach immer wieder Filme vorstellen will, die im deutschsprachigen Raum gelaufen und erhältlich sind, unabhängig vom Medium!

Und somit, zumindest in diesem Thread:

Willkommen im exotischen Land Mexico, der schönen Landschaften, der Berge, den schönen Senoritas, den Sombreros, den Yaqui-Indianern, der Ranchera-Musik, den Regierungs- und Revolutionssoldaten, den Haziendas, den Städten, dem dort herrschenden Drogenkrieg zw. der Polizei und den Drogenkartellen ect. usw.!

In diesem Sinne : VIVA MEXICO !


GrafKarnstein :chinaman:

am 26.07.2013 um 19:24:46 Uhr
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Antwort von GrafKarnstein
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SIN NOMBRE

(Mexico 2009)

Paulina Gaitan - SAYRA
Edgar Flores - WILLY genannt CASPER
Kristian Ferrer - BENITO genannt SMILEY
Tenoch Huerta Mejia - LIL'MAGO
Diana Garcia - MARTHA MARLENE

Regie: CARY FUKUNAGA

Laufzeit ca. 92 min, in Farbe

FSK ab 16 Jahren


Casper ist Mitglied der berüchtigten kriminellen brutalen Bande namens MARA SALVATRUCHA, die in der mexikanischen Grenzstadt Tapachula (Chiapas, in Süd Mexico) ihr Unwesen treibt und in den Auseinandersetzungen mit anderen Banden gehört Gewalt zum Alltag. Wenn es Opfer bzw. Tote gibt, so verfüttert Bandenboß Lil'Mago diese z.T. an seine Hunde. Casper hat gerade den Jungen Benito/Smiley als neues Mitglied rekrutiert und ein wenig ins "Bandenwesen" eingeführt. Auf Anweisung vom Boß sollen beide die Flüchtlinge im und am Güterbahnhof überwachen, die aus Guatemala kommen. Diese
Flüchtlinge/Reisende erweisen sich immer wieder als leichte Opfer der kriminellen Banden in Mexico.

Szenenwechsel:
Von Tegucigalpa (Honduras) aus will die junge Sayra mit ihrem Vater und ihrem Onkel in die USA gelangen. In Guatemala angekommen springen sie in der mexikanischen Grenzstadt Tapachula auf einen Güterzug auf, der sie quer durch Mexico bis an die Grenze der USA bringen soll.

Szenenwechsel:
Casper verbringt seine Zeit lieber mit seiner Freundin Martha, als am Bahnhof nach potentiellen "Opfern" Ausschau zu halten. Casper hält Martha vor den anderen Bandenmitgliedern geheim. Sie nimmt aber aus Eifersucht widerum an, das Casper fremdgeht und besucht ein Treffen der Mara Salvatrucha. Casper wird aufgrund seiner Abwesenheit am Güterbahnhof beim Bandenchef denunziert und dieser läßt ihn durch Schläge abstrafen. Lil'Mago bedrängt währendessen Martha, und versucht sie zu vergewaltigen. Durch ihre heftige Gegenwehr bzw. im Handgemenge mit dem Bandenchef fällt sie mit ihrem Kopf direkt auf einen Stein und ist tot.


Casper hatte schon seit geraumer Zeit am Bandenwesen gezweifelt, aber nun hat er endgültig die Schnauze voll, macht aber noch gute Miene zum bösen Spiel. Später überfällt Lil'Mago zusammen mit Casper und Smiley, als "Flüchtlinge" getarnt den Güterzug mit den Flüchtlingen/Reisenden aus Honduras/Guatemala und als Lil'Mago sich an der jungen Sayra vergehen will, wird er von Casper mit einer Machete getötet. Ab diesem Zeitpunkt befindet sich Casper ebenfalls auf der Flucht in Richtung amerikanische Grenze, denn von nun an haben alle Banden in Mexico nur ein Ziel: CASPER TOT ZU SEHEN!

Auf der nun gemeinsamen Flucht entwickelt Sayra Gefühle für Casper, einem Todgeweihten. Dieser hält das für keine gute Idee, da er sie nicht gefährden will, weil sie sonst ebenfalls in Gefahr schwebt umzukommen. Sayra denkt da aber ganz anders.....!


Regisseur CARY FUKUNAGA verstand es genial zwei total verschiedene Handlungen im weiteren Verlauf des Films zu einer Geschichte zu verbinden. Dabei führt er gleichzeitig mehrere Themen kritisch an. Ein realistisches und detailgetreues Flüchtlingsdrama auf der einen Seite und auf der anderen die Schilderungen der mexikanischen kriminellen Banden. Der Film ist richtig spannend und eine Mischung aus Drama, Roadmovie, Gangsterfilm mit einem Hauch von Lovestory und Abenteuer. Nichts wirkt konstruiert oder gar übertrieben, wobei die hervorragenden Leistungen der Darsteller massiv dazu beigetragen haben. Allen voran PAULINA GAITAN, die mit ihrem z.T. zurückhaltenen Spiel umso glaubhafter ist. Sie ist mir schon extrem positiv aufgefallen im Film TRADE - WILLKOMMEN IN AMERIKA, der ein ziemlich erschütternes Drama ist. Auch EDGAR FLORES verleiht seiner Figur hohe Authenzität und ist genauso glaubhaft, wie der ganze Rest der Darsteller. Das geniale daran ist auch, wenn man den Film das erste mal sieht, man nie weiß wie die Charaktere hier reagieren, weshalb der Film hier auch noch zusätzlich an Spannung gewinnt.

Der Film wirkt vor allen Dingen auch sehr authentisch und das kommt daher, weil Gary Fukunaga im Jahre 2005 anfing sehr genaue Recherchen zu betreiben. Er begab sich im Sommer 2005 mit Kollegen nach Chiapas und Tapachula, um sich die Zustände dort vor Ort anzusehen. Auch sprachen sie mit der Polizei, dann mit diversen Gangmitgliedern und besuchten sogar Gefängnisse, um weitere Interviews mit Insassen zu führen. Ferner sahen sie sich die Grenzregionen an und befragten Flößer, die auf dem SUCHIATE-FLUSS zwischen Mexico und Guatemala pendeln. Auch scheute sich Mr. Fukunaga nicht, Reisende auf den Zugbahnhöfen anzusprechen. Dazu der Regisseur selbst, Zitat:

"Immer handelte es sich um Menschen auf dem Weg in den Norden, wo sie sich ein besseres Leben für sich und ihre Familien erhoffen. Mein Film dreht sich um Menschen aus dem Hier und Jetzt, ganz normale Menschen von heute. Sie leben ihr Leben und haben die Entscheidung getroffen, nach etwas Besserem zu suchen."


Desweiteren ist die ruhige Kameraführung sehr positiv und fängt auch schöne Bilder der Landschaft Mexicos ein, die eine romantische Stimmung aufkommen lassen und zum anderen aber auch düstere Grundstimmung vermittelt. Es ist ein hartes Flucht-Drama, das dem Zuschauer hier präsentiert wird. Zur atmosphärischen Stimmung trägt hier ebenfalls ganz hervorragend die starke tolle Filmmusik von MARCELO ZARVOS bei, der hier eine Mischung aus düsterer, teils romantischer Symphonie mit z.T. leichten lateinamerikanischen Klängen schuf. Der Soundtrack ist sehr hörenswert!

Fazit: Das alles zusammen genommen ist BESTES GEGENWARTS-KINO AUS MEXICO!
Zu 100% empfehle ich diesen Film, den man getrost immer noch als absoluten Geheimtipp bezeichnen kann!
Ein Film, der immer wieder beeindruckt!


10/10 mexikanischen Reisedramen :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 26.07.2013 um 19:25:45 UhrZitieren  Melden
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VAMPIRO

(Mexico 1957)

Abel Salazar - DOKTOR ENRIQUE
Ariadna Welter - MARTA
Carmen Montejo - ELOISA
German Robles - GRAF KAROL DE LAVUD / SENOR DUVAL

Regie : FERNANDO MENDEZ

Laufzeit ca. 80 min


Die junge Senorita Marta trifft mit dem Zug in der kleinen abgelegenen mexikanischen Stadt Sierra Negra ein. Ihr Onkel Don Emilio Gonzales hat nach ihr schicken lassen, da ihre Tante Maria im Sterben liegt. Um zur Hazienda der Familie Sicomoros zu gelangen fährt sie mit einer Lastkutsche mit, dessen Kutscher eine merkwürdige große Holzkiste vom Bahnhof abholt. In dieser befindet sich Erde aus Ungarn, die widerum an einen Senor Duval überbracht wird. Ein Mann begleitet Marta ebenfalls zu den Sicomoros, den sie am Bahnhof kennen lernte. Er stellt sich ihr als Enrique vor. Als Marta auf der Hazienda eintrifft, fand inzwischen die Beisetzung ihrer Tante statt.

Ihre andere Tante, die Comtessa Eloisa offenbart ihr, das sie u.a. nun die Verantwortung für die Hazienda und das ganze Landgut der Sicomoros hat. Die Hazienda ist in keinen guten Zustand, denn der Verfall der Zeit nagte an ihr. Eloisa will, das Marta das Gut an den mysteriösen Senor Duval verkauft, da es hier nichts mehr zu bewirtschaften gibt. Marta will aber erstmal nicht, da ihre verstorbene Tante Maria unter Wahnvorstellungen litt, das in der gesammten Umgebung Vampire existieren sollen. Enrique gibt sich dem Don Emilio als Doktor zu erkennen, da dieser ihn heimlich angefordert hatte, um den merkwürdigen Tod von Maria und sonstige mysteriösen Geschehnisse auf dem Landgut aufzuklären.

Comtessa Eloisa

Eloisa ist die Vampirbraut des Grafen Lavud und dieser will mit ihrer Hilfe sich der Hazienda bemächtigen, um seinen Bruder wieder auferstehen zu lassen. Von der Hazienda aus will er dann über die ganze Region herrschen. Deswegen auch die Holzkiste mit der Erde, denn nur in ungarischer Erde kann sein Bruder wieder zum Leben erweckt werden. Als Marta zufällig im Spiegel ihres kleinen Kosmetikkoffers Eloisa nicht sieht, glaubt sie an Sinnestäuschung. Dann erinnert sie sich an die vorabendliche Unterhaltung über Vampire, ihr nichtvorhandenes Spiegelbild, den Kruzifixen usw. Später sieht sie ihre Tante Eloisa tatsächlich nicht im Spiegel und bekommt Angst. Auch Verstorbene scheinen nicht dort zu sein, wo sie eigentlich sein sollten.....!

Dieser kleine, eher unscheinbare Film gilt als Durchbruch des mexikanischen Horrorkinos und es war auch der erste Vampirfilm aus Mexico. In den 30er Jahren entstand nur eine Handvoll mexikanischer Gothic-Horrorfilme unter der Regie von JUAN BUSTILLO ORO, die aber bei den Mexikanern kaum Beachtung fanden. Vielmehr war das Hauptaugenmerk auf Dramen, Western und Revolutionsfilme gerichtet und das bis weit in die 50er Jahre hinein. Mit dem Jahr 1957 änderte sich dies. Vampiro wurde in Mexico, aber auch international ein Riesenerfolg, außer in Deutschland!

Die Gründe dafür waren u.a., das Vampiro erst 1960 in Deutschland zu spät in die Kinos kam. Er lief erst nach dem Hammerfilm DRACULA, der ein Jahr später nach Vampiro entstanden war. Dracula startete noch im Jahr seiner Entstehung im Dez. 1958 in den deutschen Kinos, Vampiro aber erst im Januar 1960. Und nachdem die deutschen Zuschauer den Hammer-Dracula Film gesehen hatten und das alles noch in den schönsten Farben, konnte der in schwarzweiß gedrehte Vampiro nur verlieren, und somit verschwand dieser sang- und klanglos in der Versenkung und ward seitdem nie wieder gesehen, weder im TV noch auf Video.

Graf Lavud & Comtessa Eloisa


Der katholische Filmdienst gab ihm den Rest und urteilte für meine Begriffe ziemlich ungerechtfertigt, Zitat:

"Belanglose Variante des bekannten Gruselthemas, technisch wie darstellerisch auf niedrigstem Niveau."

Diese Kritik teile ich überhaupt nicht, weil sie dem Film einfach nicht gerecht wird. Schon ein Vergleich des Horrorkinos aus Mexico mit dem des europäischen ist schwierig, denn die mexikanischen Filme sind kulturell anders, als die der Europäer oder der USA, was auch logisch ist, und dementsprechend besitzt das mexikanische Kino eine andere Einstellung zum Genrefilm. Hier und da werden schon mal diverse Horrormotive miteinander verbunden, wobei Stil und Handlungen sich sehen lassen können.

Vampiro ist ein exzellentes Beispiel dafür, und Regisseur FERNANDO MENDEZ verband hier sogar die Vampirthematik mit dem Motiv des Lebendig begraben seins. Vampiro mag zwar billig produziert worden sein, aber Senor Mendez verstand es geschickt eine tolle Schwarzweiß-Atmosphäre zu erzeugen, die für mich überraschend war/ist. Schon die Beerdigungszeremonie, wo mexikanische Bauern einen Sarg zur Gruft tragen und die Hinterbliebenden ihm folgen, überzeugt durch eine gelungene Schwarzweiß-Photographie. Kameraführung, Ausleuchtung und etliche Einstellungen tragen wunderbar zur Gesamtatmosphäre bei.


Man hat sich auch einiges einfallen lassen. So tauchen die beiden Vampire wie aus dem Nichts auf und verschwinden auch wieder. Das mag ein ganz einfacher Trick sein, aber ganz so ist es wieder nicht. Wenn z.B. Graf Lavud aus einiger Entfernung zwischen Vorhängen oder Wänden auftaucht, so sieht man seine Gestalt ziemlich schmal, fast wie einen Strich, dann kommt er näher und während dessen formt sich seine Gestalt. Das ist optisch äußerst ansprechend inszeniert, wie auch etliche andere Sequenzen. Ferner können die beiden Vampire aus der Entfernung gedanklich miteinander kommunizieren. Auch die Verwandlung in Fledermäuse ist zwar einfach, aber durch die Schnitttechnik wieder wettgemacht worden. Das mag billig wirken und ist es wohl auch, aber es kann sich sehen lassen. Man muß auch bedenken, das solche Filme immer Kinder ihrer Zeit sind und z.B. die Hammerfilme oder diverse B-Filme aus den USA hätten es damals auch nicht besser gemacht. Unter diesen Gesichtspunkten verstehe ich die Negativ-Kritik zu Vampiro überhaupt nicht! Das erstaunliche an Vampiro ist, das er sogar einige Motive und Einstellungen der später einsetzenden Dracula-Hammerfilme vorweg nimmt. Das ist Fakt, und man wird dies bemerken, wenn man bereit ist sich Vampiro anzusehen.

Eloisa in der Gruft

Fazit:
Für mich ein überrraschender Vampirfilm aus Mexico, der sich keineswegs hinter anderen Produktionen von damals verstecken muß und heutzutage genau die Nostalgische Horroratmosphäre inne hat, die man bei alten Filmen dieser Art zu schätzen weiß. Wer noch nie einen mexikanischen Vampirfilm gesehen hat, dem bietet sich die Gelegenheit dazu. Graf Lavud ist dank der DVD des Labels Subkultur wieder auferstanden. Sehr lobenswert ist es, das auf der DVD die mexikanische Bild- und Tonfassung enthalten ist, die ca. 80 min läuft. Somit kann man sich den Film komplett in spanisch mit deutschen Untertiteln, aber auch in deutsch ansehen. In der deutschen Kinofassung fehlende Szenen, sind mit einer zweiten Untertitelspur versehen. Diese ist im originalen 4:3 Bildformat und erweist sich meiner Meinung nach als die bessere Fassung. Wer nun deswegen herum nörgeln will, sollte sich vorher darüber im klaren sein, das man überhaupt froh sein kann, das es dieser Film überhaupt auf DVD geschafft hat. Alte Mexico-Filme auf DVD,...nicht gerade selbstverständlich!


10/10 mexikanischen Vampiren :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 26.07.2013 um 19:26:54 UhrZitieren  Melden
Antwort von alex_wintermute

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Wir warten auf die nächste Vorstellung. Vampiro hat mir auch sehr gut gefallen. :topsmilie:

am 19.08.2013 um 21:00:02 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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"Vor zweihundert Jahren wurde MEXIKO von einem spanischen König beherrscht, der einem stolzen aber uneinigen Volk eine fremde Religion und ein fremdes Rechtssystem aufzuzwingen versuchte. Während die christianisierten Bauern sich dem Druck beugten, setzten die kriegerischen Indianerstämme der YAQUIS den spanischen Bestrebungen erbitterten Widerstand entgegen.

Dies ist die Geschichte von LEON ALASTRAY, der sich entschloss gegen den König und die YAQUIS zu kämpfen!"
(Prolog des Films)


SAN SEBASTIAN

(Frankreich / Mexico / Italien 1967)

(LA BATAILLE DE SAN SEBASTIAN / LOS CANONES DE SAN SEBASTIAN)

Anthony Quinn - LEON ALASTRAY
Anjanette Comer - KINITA
Charles Bronson - TECLO
Sam Jaffe - PATER JOSEPH
Jaime Fernandez - GOLDENE LANZE

Regie : HENRI VERNEUIL

Laufzeit Kino ca. 115 min - auf Video und im TV ca. 106 min




MEXICO im Jahre A.D. 1746
Von königlichen Soldaten gejagt und verwundet findet Leon Zuflucht in einer Kirche, die von dem alten Pater Joseph geleitet wird. Dieser weigert sich den Flüchtigen an die spanischen Behörden auszuliefern, was ihm den Unmut seiner Oberen einbringt die ihn "strafversetzen", nach SAN SEBASTIAN! Leon, der inzwischen wieder genesen ist wird von Pater Joseph an den Soldaten vorbeigeschmuggelt. Leon rät dem Pater dringend davon ab nach San Sebastian zu reisen, da die YAQUIS ihn in Stücke reissen würden. Aber er fühlt sich irgendwie verpflichtet ihn zu begleiten, da Joseph nicht mehr der jüngste ist und die Strapazen der Reise dorthin nicht alleine bewältigen kann! Fast verdurstet und hungrig erreichen sie den abgelegenen Ort, der wie ausgestorben ist. Kein einziger Dorfbewohner ist da und in der Hoffnung das doch noch jemand anwesend ist läutet der Pater die Glocke in der verfallenden Kirche. Dies wird ihm zum Verhängnis, denn er wird von einem Banditen erschossen und während er im Sterben liegt will er das Leon den Attentäter laufen läßt.


Leon tut dies und beerdigt Joseph wobei er nun dessen Priesterkleidung trägt. Die Banditen kehren kurz darauf zurück und ihr Anführer Teclo nimmt Leon gefangen. Brutal schleifen sie Leon an einem Lasso hinter sich her und fesseln ihn danach an einen Baum, wo er sterben soll. Irgendwann später bekommt Leon Wasser ins Gesicht. Die Dorfbewohner sind zurück gekommen, weil sie die Glocke gehört hatten. In Leon sehen sie nun einen Priester der ihnen die Messe lesen, die Beichten abnehmen soll ect. Leon sagt ihnen das er kein Priester ist, aber auch Teclo kommt erneut hinzu und will den vermeintlichen Pater los werden. In diesem ganzen Streitgespräch stellt sich heraus, das die Dorfbewohner immer von den Yaquis überfallen worden sind wenn sie in ihrem Dorf San Sebastian leben. Deswegen sind sie in die Berge gegangen. Teclo meint, wo ein Priester ist werden die Indianer kommen. Die Dorfbewohner und auch Leon entscheiden sich zu bleiben, zumal auch die hübsche Kinita für Leon spricht!


Obwohl Leon beteuert kein Priester zu sein wird er geradezu von den mexikanischen Bauern in diese Rolle hinein gedrängt und scheint auch für Kinita mehr zu empfinden als er zugeben will. Dabei findet er sich in einem Konflikt mit sich selbst wieder, da er nicht an Gott glaubt aber für die Bauern trotzdem den Priester abgibt. Ferner bedrohen die Yaquis das Dorf, deren Häuptling GOLDENE LANZE ist! Aber auch Teclo spricht mit zwei Zungen. Die Ereignisse spitzen sich zu und schon bald gibt es die ersten Überfälle und Toten.....!


Der begabte versierte französische Regisseur HENRI VERNEUIL (Clan der Sizilianer, Angst über der Stadt ect.) inszenierte eine Mischung aus Western und Abenteuerfilm! Er wußte immer was er drehte und in Szene setzte, so auch hier. Der Film langweilt zu keiner Sekunde und seine Dramatik harmoniert bestens mit den Kampf- und Schlachtszenen, wobei die erzählte Geschichte immer im Vordergrund steht und die Charaktere von den Schauspielern genial interpretiert werden!

ANTHONY QUINN ist hier absolut in Hochform zu sehen. Als Leon und Priester wider Willen hilft er den Bewohnern von San Sebastian ihr Dorf wieder aufzubauen. Eine seiner Predigten lautet: "Das ist doch euer Dorf. Beschützt es, kämpft dafür. Das ist meine erste und letzte Predigt!" Sein Mut reißt widerum andere Bauern mit und sie nehmen sich ein Beispiel an ihm und wollen für San Sebastian kämpfen!
Im Western-Lexikon von JOE HEMBUS ist zu lesen, Zitat:
"Anthony Quinn legt soviel Monumetalität in sein Spiel, als wollte er den ganzen übrigen Aufwand überflüssig machen."
Ein tolles Kompliment wie ich meine und dem ist nichts hinzu zufügen!


Übrigens weist HEMBUS diesen Film leider nur als französische Produktion aus, was aber nicht stimmt. Im Nachspann des Films steht klar zu lesen, das es eine Co-produktion mit MEXICO ist. Aber auch mexikanische Schauspieler sind hier vertreten, darunter sogar der Regisseur CHANO URUETA als Miguel. Ihn erwähnte ich im Eingangstext! Auch Italien beteiligte sich ein wenig an dieser Filmproduktion.

ANJANETTE COMER ist Kinita. Ihren Part als junge hübsche Dorf-Senorita erfüllt sie perfekt. Teils leicht naiv und gläubig bildet sie eine Art Gegenpol zu Leon, der schon viel erlebt und gesehen hat. Sie hilft ihm sich in seiner Rolle als Pater zurecht zufinden, indem sie ihm einiges beibringt und dabei anscheinend ihre erste Liebe zu ihm entdeckt. Kinita ist irgendwie bezaubernd anzusehen.


CHARLES BRONSON als Teclo. Alles was mit Kirche, Priestern ect. zu tun hat, hasst er und er tut alles, um den Wiederaufbau des Dorfes zu verhindern. Als Halbblut hasst Teclo sich selbst am meisten, wobei immer die rote Seite in ihm die Oberhand behält und die weisse hasst! C. Bronson hat zwar hier eine eher Nebenrolle, aber er passt sehr gut in diese.

Gefilmt wurde das Ganze in Mexico im abgelegenen Ort Durango. Die imposanten Naturkulissen fängt die exzellente Kamera von Armand Thirard sehr gut ein und man bekommt schöne und beeindruckene Landschaften zu sehen in der sich alles zuträgt. Auch der Vor- und Nachspann sind liebevoll kreiert. Beim Vorspann friert das Bild z.T. ein und man sieht die Stabangaben.


Untermalt wird der Film mit der Komposition vom Maestro der Filmmusik, ENNIO MORRICONE! Seine wundervolle Komposition passt mal wieder exzellent zum Geschehen und ist absolut hörenswert! Große Klasse! Ca. im Jahre 2006/7 erschien vom Label FSM endlich mal der komplette Soundtrack auf CD!

Soundtrack CD Cover

Seit ich SAN SEBASTIAN damals in einer einmaligen einwöchigen Wiederaufführung sah, liebe ich diesen Film und ist bis heute einer meiner absoluten Lieblingsfilme! Ich mag solche Geschichten sehr. Leider erschien dieser co-produzierte Filmschatz bis heute nicht auf DVD, was wirklich mal Zeit wird. Das MGM Video ist nur im vollsten Vollbild und im TV ist er zumindest im 1:85 Format gelaufen, aber es ist ein Cinemascopefilm!


10/10 mexikanische Kleindörfer :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 23.08.2013 um 17:04:04 UhrZitieren  Melden
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Es una pelicula mexicana

"Was haben ein Computer-Hacker, seine Nachbarin, ein Gangster, ein russischer Mafioso, die Friseurin, die Apothekerin und 20 Diamanten miteinander zu tun?"
(Zitat des deutschen Kinotrailers)


NICOTINA

(Mexiko / Argentinien / Spanien 2003)

Diego Luna -- LOLO, der Computer-Experte
Marta Beláustegui -- ANDREA, seine Nachbarin
Lucas Crespi -- EL NENE, der Jung-Gangster
Jesús Ochoa -- TOMSON, der ältere Gangster
Daniel Giménez Cacho -- BETO, der Apotheker
Carmen Madrid -- CLARA, die Frau des Apothekers
Rafael Inclán -- GOYO, der Barbier
Rosa Maria Bianchi -- CARMEN, die Frau des Barbiers
Norman Sotolongo -- SVÓBODA, der russische Mafioso

Regie: HUGO RODRIGUEZ

Laufzeit ca. 87 min

FSK ab 16 Jahren


An einem Abend in Mexiko City.
Es ist ca. 21:15 Uhr. Der stark rauchende Computerfreak Lolo soll für die russische Mafia den Online-Zugang zu einem Schweizer Bankkonto knacken. Dafür sollen er, sein Kumpel El Nene und dessen Freund Tomson 20 Diamanten von dem Russen Svóboda erhalten. Lolo gelingt es Zugang zum Bankkonto zu bekommen und kopiert die Daten auf einer CD. Aber er ist abgelenkt, weil er sich mehr für seine schöne Nachbarin Andrea interessiert in die er sich verliebt hat. Er hat nämlich Überwachungskameras in ihrer Wohnung installiert und schaut ihr durch seinen Computer bei allem zu. Durch aberwitzige Begebenheiten kriegt sie dieses heraus und verschafft sich durch List Zugang zum Apartement Lolo`s. Dort verwüstet sie seine CDs und zündet diese z.T. an. Pech für Lolo, denn die Bankdaten-CD hatte er noch nicht beschriftet.

Beim anschließenden Treffen zw. Lolo, El Nene, Tomson und den Russen, wo Lolo ihnen die vermeintilche CD übergibt kommt es ganz schnell zu überhassteten Missverständnissen die in Schiessereien endet. El Nene und der Russe Svóboda werden verwundet. El Nene flüchtet sich in die nächste Apotheke des sich wegen rauchens und falscher Preisschilder häufig streitenden Ehepaares Beto und Clara. Der Russe Svóboda taucht widerum im Friseursalon des Ehepaares Goyo und Carmen unter. Dieses Ehepaar hat sich auch ständig in den Haaren wegen Geldmangel. Der verwundete Russe erzählt beim telefonieren etwas von 20 Diamanten und Carmen wird sehr schnell hellhörig. Sowohl in der Apotheke als auch im Friseursalon kommt es zu absurden aberwitzigen und eskalierenden Situationen.
Ich beende mal diese Inhaltsangabe mit dem letzten Satz des DVD Covers, Zitat:

"Als sich viele Zigaretten später der Rauch lichtet, haben nur sehr wenige der Beteiligten die Nacht überlebt."


Regisseur Hugo Rodriguez inszenierte eine ziemlich pechschwarze Komödie die es in sich hat. Dabei brachte er das Kunststück fertig den ganzen Ablauf in Realzeit zu erzählen und dies in Parallelmontagen als auch z.T. im Splitscreen-Verfahren zu präsentieren. Die ganzen Geschichten der jeweiligen Charaktere laufen parallel ab, kreuzen sich z.T. und alles innerhalb von knapp 90 min, so das das Ganze einen absurden Lauf nimmt. Der Film dauert exakt so lange, wie seine Handlung. Das ist absolut genial gemacht.

Genial sind hier auch die Protagonisten anzusehen. Diese agieren zwar alle ernsthaft, sind aber ziemlich schräg drauf.
z.B. LOLO
Ein eher schüchterner junger Mann der seine Wohnung anscheinend nur verläßt wenn es unbedingt sein muß. So geht er auch nur widerwillig zu den Russen mit, weil er viel lieber seine Nachbarin betrachtet. Aus dem Grund will er auch so schnell wie möglich wieder nach Hause.

Oder CARMEN, die Friseurin.
Sie erweist sich ziemlich schonunglos und skrupelloser als ihr Mann Goyo, wenn es ums große Geld geht. Dabei kommt es zu fatalen Missverständnissen.

Oder CLARA, die Apothekerin.
Sie raucht ganz gerne mal, was in der Apotheke von ihrem Mann mit Verbot belegt ist. El Nene erlaubt sie zu rauchen, aber ihr Mann darf das nicht mit bekommen das ein verwundeter Fremder sich bei ihnen aufhält und schon gar nicht das der raucht. :biggrin:

Überhaupt scheint es sich im Laufe der Geschichte nicht nur um die Diamanten zu drehen, sondern irgendwie auch immer ums rauchen. Damit wird der Film seinem Titel so ziemlich gerecht.


Eine herrlich abgedrehte ziemlich schräge teerschwarze Thriller-Komödie die sich die Mexikaner da haben einfallen lassen. Und diese braucht sich nicht im entferntesten hinter westlichen Produktionen zu verstecken. Im Gegenteil, denn nicht umsonst heisst es auf der DVD Coverrückseite, Zitat:

"Die mexikanische Antwort auf Pulp Fiction und Snatch!"

Wer nun meint der Film würde sich deswegen zu weit aus dem Fenster lehnen, wird positv überrascht sein. Die mexikanischen Filmemacher haben ihre Hausaufgaben schon lange gemacht. Für mich kann NICOTINA neben Pulp Fiction eindeutig bestehen, denn er ist weder eine billige Kopie noch ein Abklatsch. Ein Film bei dem man zu 100% seinen Spass hat mit den ganzen Charakteren und aberwitzigen Situationen in die sie geraten.


Dieser mexikanische Film NICOTINA ist Unterhaltungskino der besten Sorte. Das Kino Mexikos beweist das es alles andere als rückständig ist, wie auch andere Filme es mir inzwischen längstens bewiesen haben. Davon später im weiteren Verlauf des Threads mehr.

NICOTINA wurde in Mexiko mit sechs mexikanischen Film-Awards preisgekrönt und ist bestes mexikanisches Kino vom allerfeinsten!

Das Label Sunfilm veröffentlichte ihn auf DVD. Die Tonspuren sind spanisch und deutsch. Deutsche Untertitel sind vorhanden. Das Bild ist gut und im Format 1:85 anamorph. Wie die deutsche Synchro ist, weiß ich nicht, da ich mexikanische Filme meistens in der Originalsprache mit deutschen Untertiteln schaue. Es wirkt einfach besser.

Die Zigaretten...äh DVD zum Film


10/10 mexikanischen Zigaretten :topsmilie: :biggrin:

GrafKarnstein :chinaman:

am 15.09.2013 um 17:19:04 UhrZitieren  Melden
Antwort von alex_wintermute

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"Nicotina" fand ich auch exzellent, kannte den bis dato noch nicht. Absolut zu empfehlen besonders im Originalton mit dt. UTs. Heute übrigens auch mal wieder "Perdita Durango" gesehen, Mexiko ist da auch involviert, klasse Film übrigens. Glatte 10/10. :topsmilie:

am 02.10.2013 um 20:33:52 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
Reformationszeit, keine Macht der Religion!
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So,...mal wieder zwischendurch ein mexikanischer Filmknaller, den wahrscheinlich kaum einer kennt :smile:
Soll keiner denken, das hier nix mehr kommt. Filme sehen und danach schreiben usw. geht alles nicht so schnell bei mir. :wacko:


Es una pelicula mexicana


MISS BALA

(Mexico 2011)

Stephanie Sigman - LAURA GUERRERO
Noé Hernández - LINO VALDEZ
Lakshmi Picazo - AZUCENA 'SUZU' RAMOS

Regie: GERARDO NARANJO

Laufzeit der DVD von 20th Fox ca. 108 min

FSK ab 16 Jahren




Die 23-jährige Senorita Laura Guerrero lebt mit ihrem kleinen Bruder und ihrem Vater in der mexikanischen Kleinstadt Baja, an der Grenze zur USA. Ihr Traum ist es Model zu werden und deswegen meldet sie sich zusammen mit ihrer Freundin Azucena für den lokalen Schönheitswettbewerb "Miss Baja California" an. Die erste sogenannte Castingrunde können die beiden für sich verbuchen. Das wollen die beiden feiern und begeben sich zu einem Nachtclub. Als Laura in der Damentoilette ist bemerkt sie, wie eine Gruppe bewaffneter Männer in die Disco eindringt. Einer kontrolliert die Toiletten und findet Laura. Er bringt sie in den Tanzsaal, dann erlischt das Licht und es beginnt eine Schiesserei. In dem Durcheinander kann Laura sich retten, indem sie durchs obere Fenster nach draussen gelangt. Sie vermisst ihre Freundin Azucena und in der Hoffnung sie zu finden, wendet sie sich an einen Polizeibeamten. Doch der bringt Laura mit seinem Wagen direkt zu den Leuten, die die Disco überfallen hatten. Damit beginnt für die junge Senorita eine Art Alptraum, denn nun muß sie für den Drogenboss Lino tätig sein, wenn sie ihre Freundin wiedersehen will. Er ist der Kopf der kriminellen Organisation namens LA ESTRELLA und der versteht es Laura für seine Zwecke einzusetzen. Dabei gerät sie auch noch zusätzlich zwischen alle Fronten des mexikanischen Drogenkrieges, der zwischen der Polizei und La Estrella mit erbitterter Härte geführt wird, denn Gefangene werden nicht gemacht.


Das muß man sich mal vorstellen,...eine junge Frau, die einfach nur am Wettbewerb teilnehmen wollte, gerät in den Drogenkrieg ihres Landes und muß auch noch auf Seiten der Gangster mitmachen, weil sie um ihr Leben und das ihrer Angehörigen fürchten muß. Regisseur Gerardo Naranjo griff hier ein nach wievor aktuelles Thema in Mexico auf und präsentiert seinen Film in einem ultrarealistischen Stil. Das heisst, das hier die Actionszenen u.a. alles andere als übertrieben daher kommen. Diese sind und wollen auch nicht so bombastisch sein, wie es leider nur heutzutage all zu oft überzogen in anderen Filmen gezeigt wird. Trotzdem oder gerade wegen der ganzen Machart erreichen diese eine extreme Dichte, wie man sie nur selten zu sehen bekommt und man in anderen Streifen eh vermisst. Das wirkt äußerst intensiv und rauh. Der ganze Drogenkrieg ist z.T. rauher Alltag in Mexico, nur bekommen es nicht immer alle mit, außer die, die eh mit involviert sind oder solche, die zufällig es in ihrer unmittelbaren Umgebung mitbekommen. Die Schauplätze/Tatorte des gewalttätigen Aufeinandertreffens zw. der Polizei und den Gangstern ist nicht vorhersehbar. Da kann irgendwann jeder Bürger Mexicos reingeraten. Hier im Film ist es die junge Laura. Sie steht im Zentrum dieser Geschichte. Sie ist eine Außenstehende, eine Unschuldige, die nicht weiß, wie es für sie enden wird. Auch als sie kurze Zeit versucht auszusteigen und zu fliehen, wird sie wegen eines Handys von der Polizei verfolgt, das sie ihr abnehmen und sie laufen lassen, aber nicht gerade von den Polizeibeamten als Opfer/Leidtragende angesehen wird. Laura bekommt den Drogenkrieg mit all seiner Gewalt mit, der für sie vorher kaum von Bedeutung war, nicht in ihrem bisherigen Leben existiert hatte.


Der Film ist sehr wirkungsvoll inszeniert. Dazu trägt die geniale Kamera von Mátyás Erdély bei, die äußerst intensive dynamische Bilder zeigt. Ferner natürlich die Darsteller, allen voran Stephanie Sigman und Noé Hernández, die hier eine intensive Höchstleistung abgeben. Die Musik ist hier sehr zurückhaltend eingesetzt worden. Diese ist sehr ruhig, hat aber düstere Klänge. Der ganze Film hat eine sehr starke realistische authentische Atmosphäre und vermittelt absolut glaubhaft und sehr ernst die Grundstimmung und heutige Situation Mexicos. Um als Zuschauer diese Grundstimmung bzw. auch die ganze Atmosphäre besser vermittelt zu bekommen, ist es wirklich ratsam sich den Film im Original mit deutschen Untertiteln anzuschauen. Ich habe ihn nun schon zum 2. mal gesehen und finde den Film nach wievor große klasse. :smile:


Der Drogenkrieg in Mexico existiert ja nicht erst seit gestern. Allein in den Jahren zw. 2006 und 2011 starben laut offiziellen Angaben der mexikanischen Behörden ca. 36.000 Menschen. Bis heute dürften so etliche dazu gekommen sein,...und kein ende in Sicht!


10/10 Drogenkriegen in Mexico :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 28.05.2014 um 15:03:32 UhrZitieren  Melden
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