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Dario Argento's DRACULA

 
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 Dario Argento's DRACULA


In der Weltliteratur gab/gibt es so einige Bücher/Romane, die sehr häufig verfilmt worden sind und von denen es immer wieder getan wird. Der Roman DRACULA ist einer von ihnen. Ob die Filme romangetreu oder nur z.T. der Vorlage entsprechen,...darin unterscheiden sich die meisten. Viele Filme verwendeten nur Motive aus dem Buch. Als einer der originalgetreusten Draculafilme dürfte BRAM STOKER'S DRACULA (1992) von Francis Ford Coppola sein. Diese Verfilmung hielt sich weitestgehend an das Buch. Als einer der abschweifensten und gleichzeitig eigenwilligsten Filme dürfte wohl widerum ANDY WARHOLS DRACULA (1974) sein. Ich nehme diese beiden Draculaverfilmungen einfach mal als Beispiel, um damit verständlich zu machen, das zwischen ihnen Welten liegen. Sowohl filmtechnisch, inszenatorisch und auch die Geschichte könnte gar nicht unterschiedlicher sein. Wer beide Filme kennt, müßte wissen was ich meine. Mir gefallen aber beide Filme nach wievor richtig gut. Hier kann man die Frage stellen, was erwartet man eigentlich von einer weiteren Draculaverfilmung?

Regisseur Dario Argento verfilmte diesen Stoff nun auch. Argento hat in der Vergangenheit aus Sicht seiner Anhänger und sonstigen Filmfans eher Filme abgeliefert die nicht dem entsprechen, was er in den 70er und 80er Jahren gemacht hatte. In dieser damaligen Zeit schuf er Filme, für die er von den meisten nach wievor verehrt wird. Später ließ der einstige Meister des italienischen Horror- und Giallofilms nach und schuf Filme, die den meisten nicht mehr so gefielen. Argento auf dem absteigenden Ast. Ungeachtet dessen, dreht er aber immer noch Filme. Fast könnte man meinen,...Argento zieht sein Ding durch,...Kritik hin oder her! Argento ist nun mal ein Filmemacher und als solcher liefert er in Abständen immer wieder was ab. Ob gut, schlecht oder sonstwas,...darüber sind seine Anhänger und sonstige Filmfans gespalten.

Auch der Film DRACULA, seine bisher letzte Regiearbeit will anscheinend den meisten Filmfans so recht nicht schmecken. Was ist gut oder schlecht am neuen Dracula von Dario Argento?



(Italien / Frankreich / Spanien 2013)

Thomas Kretschmann - DRACULA /// Marta Gastini - MINA
Asia Argento - LUCY /// Miriam Giovanelli - TANJA
Rutger Hauer - DR. VAN HELSING /// Unax Ugalde - JONATHAN HARKER

Regie: DARIO ARGENTO

Laufzeit ca. 106 min

FSK ab 18 Jahren

am 31.08.2014 um 13:17:11 Uhr
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Antwort von GrafKarnstein
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Über den Inhalt der Geschichte von Dracula muß man wohl nicht viel erzählen, da der Roman von Bram Stoker und die vielen Verfilmungen eh hinlänglich den meisten bekannt sein dürfte. Argento nahm hier bei seiner Verfilmung ein paar Änderungen vor, die ein wenig abweichen. Gleich zu Anfang trifft sich die junge Frau Tanja mit ihrem Liebhaber, der selbst verheiratet ist. Als sie allein auf dem Rückweg ist wird sie von einer Eule angegriffen, die dann ganz schnell menschliche Gestalt annimmt. Es ist Dracula, der ihr sogleich seine Fangzähne in den Hals schlägt. Die klassische Variante, wo sich Dracula meistens in eine Fledermaus verwandelt ist hier nicht gegeben. Auch kommt er hier desweiteren in anderer Form daher. Hier taucht er u.a. auch als Fliegenschwarm auf und aus diesem formt sich seine Gestalt. Statt Nebel nun Insekten, wobei sich Argento in dieser Szene ein wenig selbst aus seinem Film PHENOMENA zitiert. Das sich Dracula hier noch zusätzlich in eine grüne Gottesanbeterin verwandeln kann, mag ungewöhnlich bizzar wirken, ist aber für mein Empfinden etwas weit hergeholt. Draculas Auftritt als Wolf bekommt man als einzige klassische Verwandlungsvariante zu sehen.



Dracula

Thomas Kretschmann als Dracula erscheint hier ungewöhnlich. Im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen, wo Dracula schwarzes bis dunkles Haar aufwies, so hat dieser Dracula hier blondes bis dunkelblondes Haar. Auch trägt er keinen Umhang, ist aber immer in schwarzer Kleidung zu sehen. T. Kretschmann ist nicht schlecht in seinem Part und mit der Stimme von Udo Schenk macht er einen guten Eindruck. Leider überzeugt er nicht immer und wirkt in der Rolle etwas gewöhnungsbedürftig. Aber nun so schlecht wie ihn die meisten anscheinend machen, ist er nun auch wieder nicht. Auch versuchte Argento etwas krampfhaft die Tragik einer vor Jahrhunderten verstorbenen Geliebten Draculas mit einzubauen. Dracula glaubt diese Geliebte nun als Ebenbild in Mina wieder gefunden zu haben. Ein Aspekt der beim Film von Coppola's Dracula bestens funktioniert hatte, hier aber weniger gut. T. Kretschmann gelingt es mit seinen Mimenspiel nicht so sehr, das zu vermitteln. In einer anderen weit vorigen Szenerie, die an das Remake von Nosferatu erinnert,...sitzt J. Harker am Tisch und Dracula hört draussen die Wölfe heulen. Der Dialog der folgte wußte ich zumindest schon vorher. Kretschmann als Dracula bleibt an dieser Stelle eher kühl und das finde ich nicht verkehrt. Im Roman ist das nämlich in etwa genauso, nur das Werner Herzog es in "seinem" Nosferatu widerum als Tragik eines inzwischen überdrüssigen Lebens seitens Dracula's interpretiert hatte. Das kommt so im Roman nicht vor.


Auch die Figur Renfield ist anders angelegt. Nachdem Tanja beerdigt worden ist wollen einige Leute ihr im nach hinein einen Pfahl ins Herz stossen. Renfield kommt hinzu und wird sogleich ziemlich gewalttätig, um dies zu verhindern, was ihm auch gelingt. Tanja ist aus ihrem Grab plötzlich verschwunden. Erst danach wird Renfield eingesperrt und wartet auf den Meister. Dracula befreit ihn später aus seinem Verlies.


Abraham van Helsing

Rutger Hauer als Abraham Van Helsing wirkt hier nicht schlecht, aber etwas blaß, was ich ein wenig schade finde. Der Schauspieler kann eigentlich mehr, aber hier wirkt er leider z.T. nicht so überzeugend. Lag es am Drehbuch?. Dieses läßt ihm im Grunde eh wenig Raum, denn 1. taucht Professor van Helsing hier im Film spät auf und 2. dominieren andere Leute das Geschehen, wenn er mit dabei ist. Vielleicht war auch aus dieser eher angelegten Nebenrolle einfach nicht mehr heraus zuholen.


Ankunft von Jonathan Harker


Inneneinrichtung eines Schlafgemachs

Die Ausstattung ist zwar einfach gehalten, aber doch wirkungsvoll. Beleuchtung und die Kameraführung inkl. diverser Einstellungen empfinde ich als sehr gelungen. Auch farblich kann sich der Film echt sehen lassen und auch die Kostüme machen ein wenig was her. Unter diesen Aspekten kann der Film seine volle Wirkung entfalten. z.B. gefällt mir u.a. die Sequenz, die in der Bibliothek spielt. Während andere Draculafilme die Schauplätze wechselten, so bleibt das ganze Geschehen in Transsylvanien. Jonathan Harker sucht hier Dracula auf, bzw. wurde von diesem bestellt, damit er seine Bücher alle katalogisiert. Mr. Harker staunt nicht schlecht über die Bibliothek Draculas.


Die schöne altmodische Bibliothek

am 31.08.2014 um 13:17:48 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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Als sich J. Harker an den Glasscherben eines herunter gefallenen Amuletts am Finger schneidet, ist es nicht Dracula der nicht ansich halten kann, sondern die vampirbraut Tanja, die an seinem Finger saugt. Eine zwar kleine, aber weitere Änderung Argento's. Immerhin kann sich das auch sehen lassen. Zusammen mit Dracula dominieren die Frauen hier das Geschehen. Da wäre zunächst mal Tanja, die blutgierig und sexuell agressiv wirkt. Sie nimmt sich, was sie braucht und übergeht dabei sogar Dracula.


Tanja

Argento's Tochter, Asia macht ihre Sache, als Lucy soweit gut. Leider habe ich den Eindruck, das sie später als Vampirin ein wenig verschenkt wurde, da sie als Nachtwesen eher nur noch kurz in Erscheinung tritt. Wenn schon diverse Veränderungen vorgenommen werden, dann hätte Argento seiner Tochter auch ein wenig mehr Raum als Vampirbraut geben können. Gut,...ist jetzt nur mein Empfinden und ich weiß das es im Roman auch so ist, aber mehr von Asia als Vampirin, wäre noch besser gewesen. Was allerdings auffällt ist die Szene mit dem Kind. Lucy bringt es mit in die Gruft, um an ihm ihren Blutdurst zu stillen. Im Roman sind es mehrere Kinder, die das Opfer von Lucy werden. Aber immerhin brachte Argento das mit ein, was in anderen Filmen kaum oder eher vermieden wurde.


Mina und Lucy


Dracula und Lucy

Marta Gastini ist Mina. Sie ist eigentlich gekommen, um ihren Mann Jonathan zu suchen, der von sich gar nichts mehr hören läßt. Dadurch wird sie in die Ereignisse mit hinein gezogen. Dracula sah ihr Bild auf dem Amulett und will Mina nun für sich. Sie sieht seiner damals verstorbenen Geliebten sehr ähnlich.

Dracula macht keine Gefangenen


Mitunter geht es recht blutig zur Sache

Die Splattereffekte mögen zwar billig sein oder sonstwas, aber es überraschte mich nun doch, das hier so einige Krassheiten geboten wurden. Auch Renfield's Attacke auf diejenigen, die Tanjas Grab öffneten hat es in sich.



Die Musik von CLAUDIO SIMONETTI kann gefallen. Das Anfangsstück hätte etwas ruhiger beginnen können, aber den Film seh ich auf jeden Fall nochmal. Was mir gar nicht gefällt ist die Schlußmusik und stellt für mich zumindest einen musikalischen Stilbruch da. Die Musik ist nämlich sonst gut anzuhören, auch wenn man kurz ansatzweise die ersten Takte des Hauptthemas zum Film Dune (1984) zu hören bekommt. Sowas ist mir in anderen Filmen auch schon aufgefallen, das sich Musik mit kurzer Instrumentierung aus anderen Soundtracks ein wenig einschleicht. Ist aber auch hier nicht weiter schlimm.

Ein eigenwilliger Draculafilm von Dario Argento der nun nicht so schlecht ist, wie er im allgemeinen gemacht wird. Sicher mag es bessere Verfilmungen geben, aber auch wieder schlechtere. Ich bin trotz einiger Kritikpunkte zufrieden mit dem Film und werd mir den später noch zulegen. :smile:

7/10 Vampiren :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 31.08.2014 um 13:18:51 UhrZitieren  Melden
Antwort von Bad-Taste
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Hallo werter Herr Graf,

schöne Besprechung, jetzt hat mich der Film dann doch mal neugierig gemacht.

Danke auch für den Hinweis im anderen thread.

Beste Grüße :topsmilie:

am 31.08.2014 um 15:49:20 UhrZitieren  Melden
Antwort von blutfarmer
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am 01.09.2014 um 22:28:34 UhrZitieren  Melden
Antwort von 6frosch9
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am 01.09.2014 um 22:40:02 UhrZitieren  Melden
Antwort von Gorebert1
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Hatte ich schon vermutet das der Herr Graf den Herrn Grafen wohlwollender sieht als manch andere,u.a.meine Person.
Auch ich habe den Film nochmal angeschaut(erstmals auf deutsch synchronisiert) und teile mittlerweile ein,zwei Anmerkungen des Grafen Karnstein,trotzdem bleibt der Film für mich ein Schuss in den Ofen.
Kretschmann hätte sich bei Udo Kier ein Beispiel nehmen sollen wie ein Dracula-Darsteller gleichzeitig unheimlich und doch anziehend wirkt,er erreicht zu keinem Zeitpunkt ein Charisma des Mysteriösen.
Die CGI-Effekte sind furchtbar,da reissen es die paar handmade Goreeffekte nicht mehr raus.
Die anderen Anmerkungen schrieb ich ja bereits im anderen Thread,meine Bewertung von 1/10 hat sich geringfügig auf 2,5 von 10 gesteigert.
Die beste Arbeit von Argento in den 2000-ern ist für mich Pelts aus der Masters of Horror-Reihe...keiner seiner Spielfilme hat diese Intensität erreicht.

:smile:

Aber schön zu lesen wie manch einer eine andere Meinung hat und auch fähig ist die zu begründen.
Sehr interessant herausgearbeitet,werter Graf!
:topsmilie:

am 02.09.2014 um 16:28:25 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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:Nabend: ,

Erstmal,...DANKE für eure Beiträge hier :smile:
Freu mich ja immer, wenn ich ein wenig gewisse filmische Inspirationen geben kann!

Inzwischen ist ja sogar eine Soundtrack-CD erschienen



Mal sehen, vielleicht greif ich da auch noch zu :smile:

:chinaman:

am 04.09.2014 um 19:59:51 UhrZitieren  Melden
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