› Filmforum ›

THE FRANKENSTEIN CHRONICLES - Eine Miniserie

 
Thema abonnieren     Antwort schreiben (2)
< Sehenswerte Rape & Revenge-Filme    TRACI LORDS - Eine kleine Filmreihe / Film 6 (vore... >
Autor

 THE FRANKENSTEIN CHRONICLES - Eine Miniserie


(Großbritannien 2015-2017)

Die wichtigsten Personen und ihre Darsteller:

Sean Bean (John Marlott) , Vanessa Kirby (Lady Jemima Hervey) ,

Richie Camphell (Nightingale) , Tom Ward (Sir Robert Peel) ,

Anna Maxwell Martin (Mary Shelley) , Ed Stoppard (Lord Daniel Hervey) ,

Rayn Sampson (Boz)


England / London 1827
John Marlott ist bei der Flusspolizei und in einer nächtlichen Aktion können er und seine Leute Opiumschmuggler verhaften und die Ware beschlagnahmen. Bei weiterer Spurensuche wird zusätzlich eine Mädchenleiche am Ufer der Themse entdeckt, die in einem erbarmungswürdigen Zustand ist. Die Kinderleiche besteht aus mehreren Körperteilen, die man offensichtlich wieder angenäht hat. Als John die Hand des toten Mädchens berührt bewegt sie sich und dann nicht mehr.   John ist fassungslos und will wissen, wie das Mädchen gestorben ist. Der Leichenbeschauer meint, das sie gar nicht gestorben ist. Wie kann man jemand töten, der schon tot war / ist? John ist irritiert. Ferner wird festgestellt, das die angenähten Körperteile von verschiedenen anderen Kindern stammen. Wer bringt Kinder für solche Zwecke um?

Für weitere Untersuchungen und Ermittlungen bekommt John den Polizisten Joseph Nightingale zugeteilt und wird zusätzlich von der Flusspolizei abkommandiert und dem Innenminister unterstellt. Der Innenminister, Sir Robert Peel will den Fall nämlich so schnell wie möglich aufgeklärt haben. Man fürchtet einen Skandal, da die Chirurgen bzw. die Chirurgie an sich in der breiten Öffentlichkeit keinen guten Ruf haben. Denn ständig werden Leichen oder gerade zuvor Verstorbene an die Chirurgie für anatomische Zwecke und Studien geliefert. Die Hinterbliebenen sind natürlich schon lange wenig begeistert davon, das man so mit ihren toten Angehörigen verfährt, denn man sieht dem Gesetz nach darin kein Verbrechen, sondern nur ein Geschäft. Ein Geschäft, das sich die Leichenhändler / Leichendiebe zunutze gemacht haben. So muß John nicht nur im Milieu der Leichenhändler ermitteln, sondern auch in den Armuts-Randbezirken von London. Gerade dort bekommen John und Nightingale es mit kriminellen Elementen zu tun, wie z.B. mit Billy Oates, der Kinder für sich stehlen läßt und keine Skrupel hat die zu misshandeln ect. Von den dort lebenden Kindern hört John u.a., das ein Monster mit Menschengesicht / eine Bestie mit dem Gesicht eines Menschen umgeht und sich schon einige Kinder geholt hat. Immer wieder verschwanden dort Kinder auf mysteriöse Weise und waren nicht mehr gesehen.

CAVE BAESTIAM = Hüte Dich vor der Bestie, heißt es an einer Stelle.




Auch im Umfeld der Anti-Anatomisten wird ermittelt, denn jene könnten ebenso hinter all dem stecken, um die Chirurgie noch stärker in Verruf zu bringen und um ein zukünftiges Gesetz politisch zu verhindern, die das sezieren und anatomische Studien an Toten legalisiert. Hier trifft John auf die hübsche Lady Jemima Hervey und deren Bruder Lord Daniel Hervey, der Arzt ist und ein Armen Hospital betreibt. Und dann sind da noch die Galvanisten, sogenannte Anhänger des Arztes und Naturforschers, Galvani, der im Jahre 1791 verkündete, das man mit Elektrizität tote Materie (z.B. die Gliedmaßen eines Frosches) zum Leben bringen könne. Das führt John auch zu einer gewissen Mary Shelley. Ja, jene Autorin deren Roman -Frankenstein- neun Jahre zuvor, also zw. Januar und März 1818 veröffentlicht worden ist. Und dieses Buch dient irgendjemanden offensichtlich als Vorbild für sein verbrecherisches Tun. Verständlicherweise ist Miss Shelley darüber alles andere, als erfreut und für John wird der ganze Fall immer unheimlicher.

am 24.10.2021 um 16:56:53 Uhr
Zitieren Melden 
 
Antwort von GrafKarnstein
Reformationszeit, keine Macht der Religion!
Beiträge insgesamt: 3651
Alle Beiträge anzeigen

Pos (370) Neu (0) Neg (0)



Meine Auktionen (0)

Profil


John Marlott und Lady Jemima


Als ich begann mir diese Miniserie anzuschauen, war ich einige Minuten später bei der Entdeckung des toten Mädchens sofort völlig drin. Ein trauriger mitleiderregender, aber auch krasser Anblick. Mir ging da so einiges gedanklich durch den Kopf, denn so etwas in der Art & Weise sah ich vorher noch nicht. Auch das historische London jener Zeit nimmt einen gefangen, denn hier wurden in der Regel keine Kulissen genutzt, sondern man suchte sich akribisch geeignete Orte in England und Irland, die fast immer noch so aussehen, wie vor 2-3 Jahrhunderten inkl. der Straßen mit alten Kopfsteinpflastern ect. Dadurch und durch die Geschichte an sich wurde eine ziemlich starke und düstere Atmosphäre geschaffen. Hier zeigt sich ein London, das auf der einen Seite die besseren Viertel präsentiert und auf der anderen verstärkt die Armutsviertel. Ein London des 19. Jahrhunderts, in dem massive soziale Missstände, Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten usw. herrschen und skrupellose Geschäftemacherei und viel Kriminalität an der Tagesordnung sind. Ein London, wie es historisch war und man hat sich alle Mühe gegeben, das auch so aussehen zu lassen.

Auch kommen Personen vor, die damals tatsächlich zu jener Zeit gelebt haben und tätig gewesen sind, ebenso diverse Ereignisse, die stattgefunden haben. Da wäre Sir Robert Peel, der Innenminister von 1822-1827 und 1828-1830 gewesen ist. Unter seiner Amtszeit als Innenminister wurden in der Tat das Strafrecht reformiert und speziell die Londoner Polizei gegründet. Aufgrund der ganzen damaligen Lage und den vielen Verbrechen auch notwendig. Beides kommt in der Serie vor. Die Abkürzung von Robert ist Bobby und bis heute werden die Polizisten Londons immer noch nach seinem abgekürzten Vornamen bezeichnet, nämlich Bobby oder in der Mehrzahl, Bobbys.


Links, Sir Robert bei einer hitzigen Debatte im britischen Unterhaus

Rechts, der nachdenkliche Zeitungsjournalist und Berichterstatter, Boz


Dann haben wir hier noch einen Schreiber und Berichterstatter mit Namen Boz, der für eine örtliche Zeitung tätig ist. Für John ist der Schreiberling etwas nervend und teils aufdringlich, aber durch ihn wird die Presse auf die ganzen Mordfälle aufmerksam und ferner berichtet Boz u.a. über Gerichtsverhandlungen, Parlamentssitzungen und über die Missstände in den Armutsvierteln. Hinter dieser historischen Person verbarg sich der spätere Schriftsteller Charles Dickens, der damals noch unter seinem Pseudonym, Boz Artikel und seine ersten literarischen Werke verfasste. In z.B. einem seiner berühmtesten Romane, Oliver Twist verwendete er vieles, was er bei der armen Bevölkerung Londons alles so wahrnahm. C. Dickens war als scharfer  Beobachter des Londoner Lebens bekannt. Boz / Dickens wurde tatsächlich ab dem Jahre 1827 zuerst als Schreiber und Berichterstatter tätig. Auch hier hatten die Macher der Serie ihre Hausaufgaben gemacht.


Mary gibt John Hinweise und geht selber einer Sache / Spur nach


Wie erwähnt kommt in dieser Geschichte auch Mary Shelley selbst vor. Auch hier haben die Macher aufgepasst. Miss Shelley war viel auf Reisen und hielt sich oft außerhalb von England u.a. in Frankreich, Deutschland, Italien usw. auf. Aufgrund vieler Schicksalsschläge war ihr Leben vom Tod geprägt. Mary wurde als Tochter des Schriftstellers, William Godwin und der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin, Mary Wollstonecraft am 30. August 1797 geboren. Ihre Mutter starb schon wenige Tage nach ihrer Geburt. 1812 lernte Mary Godwin den Dichter Percy Bysshe Shelley kennen. Percy war mit Harriet verheiratet, dennoch verliebten er und Mary sich. Beide flohen zusammen mit Marys Stiefschwester, Claire Clairmont aus England und reisten durch Frankreich, Schweiz, Deutschland und der Niederlande. 1814 waren sie alle wieder in England. Im Februar 1815 bekamen Mary und Percy eine Tochter, die jedoch bald starb. 1816 erblickte Marys Sohn, William das Licht der Welt. Im Dezember gleichen Jahres beging Percys Ehefrau, Harriet Selbstmord. Ende Dezember heirateten Percy und Mary und aus Mary Godwin wurde Mary Shelley. Im September 1817 bekam sie eine weitere Tochter, Clara, die ein Jahr darauf, 1818 auf einer Reise in Venedig verstarb. Im Juni gleichen Jahres starb in Rom auch noch ihr Sohn William. Im November 1819 wird Sohn Percy Florence geboren. 1822 ertrinkt ihr Mann Percy in Italien. 1823 kehrt Mary Shelley aus Italien nach England zurück. Soweit bis hierhin in groben Zügen die familiären Ereignisse, die in der Serie kaum zur Sprache kommen. Miss Shelley blieb von 1823 - April 1828 in London bevor sie mal wieder nach Frankreich reiste. In vorigen anderen Filmen zum Thema Frankenstein kam Mary Shelley allerdings auch schon vor, wie z.B. in Frankensteins Braut (1935), Gothic (1986), Schwarzer Sommer (1987) oder Frankenstein Unbound (1990) von Roger Corman.

Der damalige Dichter, Maler und Kupferstecher, William Blake kommt hier auch noch vor. Er war bekannt für seine Texte und den eigenen Illustrationen dazu, wobei er dazu seine eigene Zeichentechnik verwendete, die der handkolorierten Kupferätzung. Auch ihn sucht John im Laufe seiner Ermittlungen auf, da ihn eine gefundene Zeichnung zu ihm führt. Blake wurde im Nov. 1757 geboren und verstarb im August 1827. Wiederum haben die Serienmacher bei der Jahreszahl in der sich die Geschehnisse hier in der Serie abspielen acht gegeben.




Diese historischen Personen und die damaligen gesellschaftlichen, politischen und sozialen Verhältnisse inkl. tatsächlicher Vorkommnisse wurden hier inhaltlich in einen neuen Kontext mit eingebracht. Dies alles mit einzubeziehen war ein genialer drehbuchmäßiger, wie auch inszenatorischer Schachzug. Ich finde es immer toll, wenn man dabei auf die Jahreszahlen achtet, was hier der Fall ist. Wegen all dem macht das Ganze auch den sehr starken Eindruck, als ob dies alles durchweg so stattgefunden hat, also so wirkt das. Wenn man erstmal begonnen hat sich die Serie anzuschauen und richtig dabei ist, hat man auch das Gefühl sich im London jener Zeit zu befinden. Jedenfalls ging es mir so. Dabei will ich nicht unerwähnt lassen, das man sich in einem London noch vor dem viktorianischen Zeitalter und vor dem Beginn der Industrialisierung befindet. Die durchweg ziemlich düstere Atmosphäre überzeugt auf ganzer Linie. Auch sämtliche Darsteller sind sehr gut und überzeugen ebenso. Sean Bean sehe ich eh sehr gerne und hier hat er einen sehr guten Part. Überrascht hat mich Vanessa Kirby, als Jemima, denn sie gefällt mir außerordentlich gut. Die Dame war mir vorher nicht bekannt, zumindest nicht bewußt. Anna Maxwell-Martin gibt eine vorzügliche Mary Shelley ab, eine Miss Shelley, wie man sie sich vielleicht vorstellt. Sehr gut ausgesucht. Ebenso passend der Soundtrack, der auch zur hervorragenden Atmosphäre beiträgt. Die Musik komponierte, Roger Goula.

Beide Staffeln gibt es einzeln, jedoch auch in einer kompletten Edition, wie der hier: Bild und Ton sind sehr gut. Die Serie kann man sich aber auch bei Netflix anschauen, denn derzeit ist die da mit enthalten.

Es wurde / wird immer wieder gesagt, das man dem -Frankenstein Thema- nichts mehr abgewinnen könne, da eben seit der Stummfilmzeit bis heute sehr sehr viele Filme existieren und man sich auf ausgetretenen Pfaden bewegt. Falsch, das Thema ist und bleibt immer interessant und ferner straft diese hervorragende Miniserie solchen Aussagen Lügen. Mag sein, das manche Verfilmung überflüssig und schlecht sei, was durchaus in einigen Fällen so ist, jedoch kommt es immer darauf an, wie man was macht und alles letztendlich in Szene setzt. Hier waren definitiv Könner am Werk, die nicht einfach drauf los gedreht haben, sondern sich vorher echt Gedanken darüber gemacht hatten und u.a. ein sehr stimmiges Konzept entworfen haben. In der Tat wurden der Frankenstein-Thematik neue Aspekte abgewonnen. Nur zu empfehlen, denn wer seither Interesse am Thema hat, ist hier goldrichtig


10 / 10 Frankenstein-Mythen :topsmilie:
Graf Karnstein

am 24.10.2021 um 16:57:22 UhrZitieren  Melden
Antwort von RomanticManFilms
Ich lebe für Filme
Beiträge insgesamt: 218
Alle Beiträge anzeigen

Pos (95) Neu (0) Neg (0)



Meine Auktionen (29)

Profil

Hört sich wirklich interessant an.
Werde ich eines Tages auch mal sehen.
Erstens mag ich Frankenstein-Filme,
zweitens Sean Bean.

am 24.11.2021 um 11:52:27 UhrZitieren  Melden
› Filmforum › THE FRANKENSTEIN CHRONICLES - Eine Miniserie 
Thema abonnieren     Antwort schreiben (2)
< Sehenswerte Rape & Revenge-Filme    TRACI LORDS - Eine kleine Filmreihe / Film 6 (vore... >