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LE CINÉMA FRANCAIS - Filme made in Frankreich!

 
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 LE CINÉMA FRANCAIS - Filme made in Frankreich!

Bonjour :smile:

Etwas parallel zum Poliziotteschi/Italokrimi-Thread möchte ich hier einige französische Filme aus dem Nachbarland würdigen.

Meiner Meinung nach kommen die Filme aus Frankreich eh immer irgendwie zu kurz, aus welchen Gründen auch immer. Hier möchte ich ein wenig das Kino Frankreichs näherbringen, das so etliche Genreperlen und Klassiker hervor gebracht hat :smile:

Dabei kann es sich um Dramen, Kriminalfilme, Thriller usw. handeln.

Mal sehen, was es alles schönes gibt und gegeben hat.

In diesem Sinne

GrafKarnstein
:chinaman:

am 04.04.2014 um 18:27:33 Uhr
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EIN BULLE SIEHT ROT

(Frankreich / Italien 1970)
(Ot: UN CONDE / L'UOMO VENUTO DA CHIKAGO)

Alternativer deutscher Titel = EISKALT UND OHNE GNADE

Michel Bouquet - INSPEKTOR FAVENIN /// Gianni Garko - DAN ROVÉRE
Michel Constantin - VILETTI /// Francoise Fabian - HÉLÉNE
Adolfo Celi - POLIZEICHEF /// Rufus - RAYMOND
Bernard Fresson - INSPEKTOR BARNÉRO

Regie : YVES BOISSET

Laufzeiten: VMP Video ca. 93 min /// Polaris Video ca. 90 min /// DVD ca. 94 min

FSK ab 18 Jahren


Roger Dassat betreibt eine kleine Bar, die der Gangsterboß Tavernier, auch genannt der MANDARIN, als Umschlagplatz für seinen Rauschgifthandel benutzen will. Roger lehnt dies ab. Um auf Roger Druck auszuüben schickt ihm der Mandarin sein Schläger- und Mördertrio auf den Hals. Diese schlagen Roger erst zusammen, um ihn dann einige Zeit später wieder attackieren und ihn bewußtlos vom Dach schmeißen. Héléne, die Schwester von Roger will die Bar weiterführen, aber auch sie bekommt Besuch vom Mördertrio, das sie ebenfalls brutal schlägt und die Bar demoliert. Dan und Viletti, zwei enge Freunde von Roger und Héléne schalten sich daraufhin ein, um das Problem zu beseitigen.

Währendessen kehrt Inspektor Favenin in die Stadt zurück, der zuvor wegen nicht gerade zimperlichen Methoden strafversetzt wurde. Hier besucht er zuerst seinen Freund und Kollegen Inspektor Barnéro, der ihn sogleich mit diversen Situationen der örtlichen Gegebenheiten konfrontiert. Diese sind alles andere als positiv, denn an Monsieur Tavernier kommt Barnéro nicht heran, da ihm nichts nachzuweisen ist. Ebensowenig seiner Schläger und Mörder. Zudem will Tavernier Abgeordneter werden, um später ins Parlament gewählt werden. Barnéro ist davon gar nicht begeistert. Seinen Unmut darüber äußert er gegenüber seinem Polizeichef, als er und Favenin eine Wahlveranstaltung besuchen.

Barnéro: "Stellen sich sich vor, der wird Abgeordneter, da jubelt doch die gesammte Unterwelt!"

Polizeichef: "Monsieur Tavernier wird zweifellos nicht von allen geliebt, aber noch hat ihn keiner zur Wahl aufgestellt. Sie wollen doch weiter kommen und sie haben Kinder, Barnéro. Dann arbeiten Sie für sie. Unsere Aufgabe ist es nicht, die Gesellschaft zu verändern, sondern sie zu erhalten und dafür werden wir bezahlt!"

Resignation bei Barnéro, aber Dan und Viletti wollen den Tod von ihrem Freund Roger rächen, zumal Dan auch glaubt, das Tavernier Freunde bei der Polizei hat, da diese nichts gegen ihn unternimmt. Sie verschaffen sich vorher ein Alibi bei Raymond und mit Pistolen bewaffnet begeben sich die beiden zum Casino des Mandarin's. Auch Barnéro und Favenin fahren zum Casino, um Tavernier zu überwachen, dabei folgender Dialog:

Barnéro: "Den Polizeidienst habe ich mir anders vorgestellt."

Favenin: "Und wie?"

Barnéro: "So, wie Sie ihn mir beigebracht haben. Aber das eine sage ich ihnen; Bevor ich meinen Dienst quittiere, bringe ich Tavernier hinter Gitter, dieses Dreckschwein. Soll man denn beim Dienst nur an die nächste Beförderung denken?"

Favenin: "Nein, wir müßen dafür sorgen, das der menschliche Abfall auf die Müllkippe kommt!"


Im Treppenflur lauern Dan & Viletti Tavernier auf, der gerade mit dem Fahrstuhl nach oben an ihnen vorbeifahren will. Sie stoppen den Fahrstuhl und beide schiessen richtig wild auf Tavernier und einen seiner Leibwächter ein, die blutend und sterbend zu Boden fallen. Barnéro und Favenin haben die Schiesserei, die nicht zu überhören war mitbekommen und stürmen ins Haus. Dan & Viletti flüchten hinauf zum Dach und als die übrigen zwei des Mördertrios hinterher wollen, werden sie von Barnéro mit vorgehaltener Dienstwaffe und u.a. folgenden Worten gestoppt:

Barnéro: "Glaubt ihr, ich lass sie von euch umlegen?, für mich sind das Wohltäter der Menschheit!"

Stattdessen begeben sich die beiden Inspektoren nach oben und Barnéro will sie stoppen, indem er aber nur in die Luft schiesst, aber Viletti schiesst gezielt zurück und Barnéro stirbt noch am Tatort.

Favenin, der bisher viel zu passiv auftrat und eher harmlos wirkte, legt nun seinerseits los. Er erwirkt beim Polizeichef, das ihm der Fall übertragen wird. Ab diesen Zeitpunkt geht Favenin mit äußerst krassen und gewalttätigen Methoden gegen jene vor, die er mit dem Tod seines Freundes Barnéro in Verbindung bringt, denn Favenin will Rache!


So, das war erst ca. 1/3 des Films, aber mehr will ich hier erstmal nicht kundtun.

am 04.04.2014 um 18:30:54 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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Regisseur YVES BOISSET, den ich sehr schätze hat hier einen Film nach dem Motto inszeniert: Jedes Land hat die Polizei, die es verdient! Für damalige Zeiten und auch aus heutiger Sicht, schuf er einen der krassesten Polizei- und Gangsterfilme, denn Boisset scheut sich nicht diverse Gewalt und deren Auswirkungen zu zeigen. Ziemlich zynisch wird hier Gewalt ausgeübt, was in der hier vorliegenden Geschichte begründet liegt. Die agierenden Charaktere handeln z.T. aufgrund ihrer Gefühle, ihrer Hilflosigkeit, da man mit anderen Mitteln eben nicht weiterkommt und nun zu den Methoden greift, die die Verbrecher seit geraumer Zeit ausüben. Diese Gewaltdarstellungen wirken aber alles andere als selbstzweckhaft, denn Boisset zeigt hier nichts anderes, als das Gewalt nur wieder weitere Gewalt hervorruft und das ganze serviert er mit zusätzlichen gesellschaftspolitischen Kritiken, die er somit am System übt.

Die brutale Wirkung dieses Films wird massiv erhöht, durch die geniale hervorragende Leistung von MICHEL BOUQUET, als Favenin. Favenin geht hier mit äußerster Brutalität und eiskalter Präzision vor. Favenin/Bouquet nimmt man es auch jederzeit ab, hier die Leute einfach aus dem Weg zu räumen, wenn sie u.a. nicht gesprächig sind. Dies alles ist ohne den geringsten Anflug von Komik inszeniert worden. Der Film weist aber auch fast durchweg einen Pessimismus und eine kaltschnäuzige Art und Weise auf, die ihresgleichen suchen, was u.a. in den sehr guten Dialogen zum tragen kommt. Favenin verzieht hier u.a. auch keine Mine. M. Bouquet ist einfach erstklassik als rächender Polizist.

Inspektor FAVENIN

GIANNI GARKO und MICHEL CONSTANTIN, als Dan & Viletti sind großartig. Sie verbindet eine gewisse Moral von Freundschaft und Kameradschaft, denn auch sie wollen Rache. Rache für den Tod ihres Freundes Roger, aber ihnen sitzt Favenin im Nacken. Sehr interessant der Dialog zwischen Favenin und Viletti, wenn diese aufeinander treffen.

ADOLFO CELI als Polizeichef erscheint hier undurchsichtig, denn man weiß nicht so recht, ob er Tavernier gedeckt hat und wie er zu den noch folgenden Ereignissen steht.

Das Boisset hier u.a. unverhohlen die Gewalt der Polizei zeigt, brachte ihm massive Schwierigkeiten mit der Zensur in Frankreich ein und das kam nicht von ungefähr. Hatte bisher der Polit-Filmregisseur COSTA CAVRAS die Handlungen seiner Filme gegen US-Imperialismus, Stalinismus und Faschismus in Uruguay, Tschechoslowakei und Griechenland angesiedelt, so ist Yves Boisset der erste gewesen, der das System des Polit-Thrillers auf die nationale Situation Frankreichs anwendete. Dabei thematisiert Boisset nicht zufällig im Jahre 1970 die Gesetzlosigkeit einer Polizei, die den Machtmissbrauch der als korrupt angesehenden Führungsschicht brutal durchsetzt und ihrerseits durch die Politiker in ihrem Vorgehen gedeckt wird. Boisset reagierte mit seinen Film auf diverse Ereignisse, die sich u.a. im Mai 1968 zugetragen haben, wo über Todesfälle in Untersuchungsgefängnissen und Foltermethoden bei Polizeiverhören berichtet worden ist.

Boisset konfrontierte durch seinen Streifen die Öffentlichkeit mit einem von der Zensur bislang gehüteten Tabu und der Film wurde monatelang verboten, weil er angeblich die gesamte Polizei diffamiert hatte. Erst nach langen Diskusionen wurde er leicht gekürzt wieder frei gegeben. Dies würde möglicherweise auch erklären, weshalb ein bestimmtes Filmbild/Szene im Film selbst nicht mehr enthalten ist, wo man Dan mit blutigen Oberkörper im Vernehmungszimmer an der Wand hängend sieht. Es existiert aber ein altes Kinoaushangfoto. Das gleiche Bild ist auch auf dem Rückcover der deutschen VHS von VMP und nun bei dem Hartboxcover B zu sehen.

Aufklärung in dieser Sache brachte tatsächlich nun das Label MOTION PICTURE. Besagte Szene ist anscheinend nur in der italienischen Exportfassung drin, die als Bonus mit auf der DVD enthalten ist. Dabei kann man von Zensur eher nicht sprechen. Ich habe mir das angesehen. In der französischen Originalfassung sieht man Dan Rovere (Gianni Garko) im Vernehmungszimmer mit einem Oberhemd bekleidet. In der italienischen ist er mit nacktem Oberkörper zu sehen. In beiden Fassungen ist die ganze Szenerie im grunde identisch. Wie die Polizei Dan bei der Vernehmung gewaltsam zusetzte wird eh nicht gezeigt. In beiden Fassungen wirkt Dan ziemlich mitgenommen, wobei die Italo-Fassung etwas krasser die Auswirkungen zeigt und Dan hier deutlich sichtbarere Spuren von Folter aufweist. Yves Boisset hat diese Szene tatsächlich gedreht. Ich vermute mal das Boisset entweder von anfang hier diese Szene gleich zweimal drehte oder er sie aufgrund der hitzigen Debatte in Frankreich neu nachdrehen mußte. Offenbar behielten die Italiener die "nackte Oberkörper-Szene" eh drin und welche Fassung nun damals in den deutschen Kinos tatsächlich lief vermag ich nicht zu sagen.

Hier, eine kleine Fotomontage meinerseits mit besagten Bild


Nochmals zur Gewalt, damit kein falscher Eindruck entsteht:
Der Film ist definitiv KEIN Splatterkrimi, wir sind ja hier nicht bei Lucio Fulci und seinem *Syndikat des Grauens*.
Die Effekte sind einfach, aber extrem wirkungsvoll und es reicht völlig aus. Aber durch den Zynismus, den resignierenden Kaltschnäuzigkeiten, die den Film durchziehen bekommt er nun mal diesen enormen Härtegrad. Selbst ein DIRTY HARRY, den ich sehr schätze muß hier passen. Er ist zwar auch zynisch gewesen, aber hier nicht mehr mitkommt und das will was heißen.


Der deutsche Verleih Constantin bewarb im Jahre 1971 den Film mit u.a. Schlagzeilen, wie:

"IN FRANKREICH NACH VERBOT GEKÜRZT - WIR ZEIGEN ALLES UNGESCHNITTEN"

"EINER DER HÄRTESTEN KRIMIS, DIE JE GEZEIGT WURDEN"

"DIE BLUTIGE RACHE EINES POLIZISTEN"

"DER SENSATIONELLE SKANDAL-KRIMI AUS FRANKREICH"


Ach ja,...herrlich nostalgisch, solch schöne alte Kinosachen mit ihren Werbungen rund um und für einen Film!

Anfang des Jahres 1984 zog Yves Boisset rückblickend speziell auf diesen Film ein Resümee und modifizierte sein Bild vom Polizisten, er meinte:

"es stimmt also, das ich mich entwickelt habe, daß ich von -alle Bullen sind Dreckskerle- über -vielleicht ist es doch nicht so einfach- schließlich zu dem Gedanken gekommen bin, daß es nicht die Individuen sind, die sich als pervers erweisen, sondern der Gebrauch, den man von ihnen macht."

Fazit:
Auch wenn Yves Boisset nie zu den ganz großen Filmmachern Frankreichs gezählt hat, so schuf er hier definitiv einen der kaltschnäuzigsten und härtesten Krimis, der eine Mischung aus Polizeifilm und Polit-Thriller ist, da er zusätzlich hier die Verfilzung von Politik und Verbrechen zeigt. Yves Boisset ist mit seinem UN CONDE ein kleines feines, aber knallhartes Meisterwerk gelungen.

Dieser Film erschien damals auf Video, erst beim Label POLARIS und später bei VMP.
Titel bei Polaris war/ist: EISKALT UND OHNE GNADE und diese ließ merkwürdigerweise ganz zu Anfang eine Schlägerei zwischen Roger und dem Schlägertrio vermissen. Die VMP Videofassung ist gegenüber der nun erschienenen DVD von Motion Pictures etwas kürzer, allerdings auch nur deswegen, weil der ganze Schrift-Nachspann fehlt. Habe das gestern alles gesichtet.

Großes Lob an Motion Pictures, die EIN BULLE SIEHT ROT in wirklich sehr guter Bildqualität und uncut heraus gebracht hat. Ich bin zufrieden und freue mich darüber, das man hier eine kleine feine Genreperle auf DVD veröffentlicht hat.


10/10 Flics :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 04.04.2014 um 18:32:16 UhrZitieren  Melden
Antwort von filmhund
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Hallo GrafKarnstein,

schön wie du diesen Klassiker - wieder mal - würdigst!

Interessant finde ich deine (zwar nur angedeutete) Kritik in Punkto Polizeigewalt, im Verhältnis zu den Italo - Reissern.

Für mich sind z.B. die Merli - Knaller reine Comic - Actioner, ähnlich den Italo - Western. Wenn jemand tatsächlich Verfügungsgewalt im Sinne eines Berti(!), oder Ferro auf deutschen Strassen andenkt, ist das Traumtänzerei!

(Staats - gewaltige) Schellen an Großabnehmer zu verteilen, hätte glaube ich schon - vor allem - bei alteingesessen filmundianern zu heftig roten Wangen geführt.

So hoffe ich zumindest! :biggrin:


PS: Wie wäre es mit einer Kritik zum ebenfalls großartigem "Kommando Cobra" aka "Le Saut de l'ange" von Yves?

Grüße.

am 07.04.2014 um 21:40:02 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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KOMMANDO COBRA

(Frankreich / Italien 1971)
(Ot: LE SAUT DE L'ANGE / DA PARTE DEGLI AMICI FIRMATO MAFIA)

deutsche Alternativtitel: TÖDLICHER AUFTRAG / CITY HUNTER

Jean Yanne - LOUIS ORSINI /// Sterling Hayden - CUSTER MASON
Senta Berger - SYLVAINE ORSINI /// Gordon Mitchell - HENRY DI FUSCO
Raymond Pellegrin - DIEGO ALVAREZ /// Gian-Carlo Sbragia - FORESTIER
Daniel Ivernel - KOMMISSAR PEDRINELLI

Regie : YVES BOISSET

FSK ab 18 Jahren

Laufzeiten:
ITT- und VMP Video ca. 89 min / Moviestar Video ca. 84 min / Jaguar Video ca. 70 min


Marseille
In Marseille herrscht ein Privatkrieg zwischen dem korsischen Clan der mächtigen Familie Orsini und dem gegnerischen Mafiaboss Diego Alvarez. Der eigentliche Drahtzieher ist allerdings der einflußreiche Immobilienmakler und angehende Politiker Forestier, der die Macht in der Stadt an sich reissen will. Zudem hat auch der Wahlkampf begonnen und Forestier steht mit auf der Kandidatenliste.

"Das ist von den Orsinis",
bekommt man zu hören und kurz darauf wird ein Eckrestaurant mit explodierenden Brandsätzen in die Luft gejagt.

"Ein Gruß von den Orsinis",
hört man nochmals und ein Pärchen wird im Hotelzimmer brutal zusammen geschossen.

Irgendwelche politisch motivierten Jugendlichen/Studenten übermalen und beschmieren die Plakate des Kandidaten Forestier, aber eine Polizeitruppe kommt hinzu und attackieren die jungen Leute mit Schlagstöcken, die sie auch im Mannschaftswagen weg tranportieren.

Beim verlassen des Senatsgebäudes wird Lucien Orsini aus einem vorbeifahrenden Auto mit einem Gewehr erschossen und später bei der Beerdigung seines Bruders wird Marc Orsini erschossen, der sogleich mit ins Grab fällt.

Derjenige der die beiden Orsinis erschoss ist Henry Di Fusco, ein angeheuerter Killer aus den USA, der im Auftrag von Alvarez handelte. Von der Familie Orsini lebt nur noch Sylvaine Orsini, die Witwe von Marc und Louis Orsini, der aber weit weg in Thailand lebt. Forestier will aber noch weiter über Leichen gehen und ordnet durch Alvarez an, das auch Louis Orsini zu sterben hat und das noch vor den Wahlen. Zu diesem Zweck macht sich Di Fusco auf nach Thailand.

Thailand
Louis Orsini betreibt dort Pflanzen-Wirtschaft und hatte/wollte mit den undurchsichtigen dunklen Geschäften seiner Familie nichts zu tun haben. Seinen Colt, der Marke COBRA benutzt er schon lange nicht mehr. Seine Cobra gab seinem ehemaligen Kommandotrupp in Indochina den Namen KOMMANDO COBRA. Louis lebt mit seiner Lebensgefährtin Lee zusammen und sie haben eine Tochter, Geneviéve und sie haben Besuch von Custer Mason, einen Kumpel und Freund vergangener Tage. Custer ist ein Polizist aus Amerika, der zur Zeit in Marseille ist. Louis bittet Custer bei seiner Rückreise nach Marseille, seine Tochter mitzunehmen, damit sie dort aufs Internat gehen kann, was Custer auch macht.


Inzwischen ist Henry Di Fusco längst in Thailand eingetroffen, um Louis zu ermorden, aber er erschiesst versehentlich Lee. Louis nimmt sogleich die Verfolgung auf und erwischt Di Fusco. In einer Scheune bringt er ihn zum reden, indem er ihm eine Kniescheibe zerschießt. Di Fusco erzählt ihm nun, das es mit den anstehenden Wahlen in Marseille zu tun hat und seine Brüder sterben mußten, weil sie zu mächtig gewesen sind. Er nennt Louis auch Namen und als von Forestier die Rede ist,:

Louis: "Was Forestier, der Makler! Wieso? Was wollt ihr von mir? Was hab ich mit deren Politik zu tun?"

Di Fusco berichtet u.a., das Forestier mit Leuten der SAC zusammen arbeitet, die seinen Wahlkampf unterstützen.

Louis zerschießt die zweite Kniescheibe und der Rest erledigt eine giftige Cobra. Di Fusco stirbt einen häßlichen Tod. Louis rüstet sich auf, nimmt sich seine Cobra und zusammen mit zwei ehemaligen Kampfgefährten, den Vietnamesen CHANG und N'GUYEN geht es nach Marseille.

Marseille :
Custer und der Kommissar Pedrinelli wissen von dem Attentat in Thailand und können sich nun denken, was Louis in Marseille vorhat! Pedrinelli muß aber Rücksicht auf den Wahlkampfkandidaten nehmen, denn Forestier gibt sich nach außen als freundlicher Politiker und Geschäftsmann. Zudem muß Louis erfahren, das sein Töchterchen tot ist, denn sie wurde ein weiteres Opfer von Forestier und Alvarez. Jetzt kennt Louis keine Gnade mehr und zusammen mit den beiden Vietnamesen will er mit Forestier, Alvarez und allen anderen Strolchen abrechnen. Die Stadt Marseille wird zum Schauplatz einer unerbittlichen Rache und Louis wird zum meistgesuchten Mann in der Stadt.

am 13.04.2014 um 18:13:11 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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Nach EIN BULLE SIEHT ROT (siehe Review in dieser Rubrik) inszenierte Regisseur YVES BOISSET einen weiteren Film, um kriminelle Vereinigungen und ihrer Verstrickungen in der Politik, so nach dem Motto: Der Zweck heiligt die Mittel! Wobei Boisset hier nur zum Teil auf diverse Realitäten zurückgriff, da er eine eher fiktive Rachegeschichte in einem fiktiven Marseiller Wahlkampf erzählt. Aber die Art und weise wie er das macht, lassen diesen Film zu einem spannungsgeladenen gewalttätigen Thriller werden, der alles andere als langweilig ist.

Boisset's Figuren sind wohlsituierte, angesehene Marseiller Bürger, die ihr eigentliches Antlitz hinter Masken verbergen. Hatte z.B. ein anderer französischer Regisseur, CLAUDE CHABROL solch angesehendes Bürgertum und ihre Masken eher auf andere feinfühlige subtile Art entlarvt, so wählt hier Boisset die extreme Varriante,...die der Gewalt. Er ist kein Mann der leisen Töne und arbeitet nicht mit Samthandschuhen.

Da wäre Forestier, ein Immobilienmakler und Abgeordneter mit priviligierten Verbindungen zur Präfektur und Polizei. Hauptschuldiger an Morden und politischer Korruption, der zusätzlich der Kopf des SAC ist. Übrigens, die Organisation des SAC existierte tatsächlich und geht auf die Gründung einer subversiven Gruppierung durch General de Gaule im Jahre 1946 zurück, aber davon werde ich später beim anderen Film ausführlicher werden, da in diesem hier zwar der SAC von Boisset erwähnt wird, aber ansonsten keine weitere Rolle spielt.

JEAN YANNE als Louis Orsini hatte sich losgesagt. Von diversen Geschäften und Machenschaften seiner Brüder und es liegen zwei Kontinente zwischen ihm und Marseille, aber es reichte wohl nicht. Louis, um das Liebste das er verlor ist nun fest entschlossen, sich für die Dezimierung seiner Familie zu rächen. Den Rächer, den Jean Yanne darstellt ist rückblickend nicht so vergleichbar mit anderen filmischen Rächern, denn er agiert weniger emotional. Sein Schmerz über den Verlust seiner Lebensgefährtin und Tochter ist eher verhalten. Er ist in seinen Handlungen kühl und nutzt all seine Erfahrungen, die er im Krieg machte für seine Racheaktionen.

Die Auseinandersetzung zw. LOUIS (links) und FORESTIER (rechts) auf dem Dach


SENTA BERGER, vielen bekannt aus italienischen Filmen, ist hier Syvaine. Von einer 20-Francs Prostituierten, stieg sie als Sylvaine Orsini zur Ehefrau des mächtigen und reichen Marc Orsini auf. Sylvaine reicht dies aber nicht und sie hat gelernt, wie man sein Geswissen ausschaltet, wenn es um Macht und Geld geht.

Was die Gewalt angeht, so macht Yves Boisset auch hier keine Gefangenen und so urteilte, ein wenig rückblickend der Filmdienst folgendermaßen, Zitat:

"Formal belangloser Gangsterfilm, der durch seinen, für die damalige Zeit extremen Tötungszynismus und seine Brutalität aus dem Rahmen fällt!"

Ich stimme damit überein, nur die Bezeichnung -belanglos- unterschreibe ich in keinster Weise. Das eine Filmkritik damals extra auf die Gewalt eingeht und das noch so betont, fällt ebenfalls aus dem Rahmen. Ziemlich zynisch und ebenfalls kaltschnäuzig werden hier Leute aus dem Weg geräumt oder zusammen geschlagen. Und alles wieder mit einer Konsequenz, die ihresgleichen sucht. Gefangene werden nicht gemacht und das verleiht auch diesen Film eine enorme Härte, die man möglicherweise so nicht erwartet hat.

Als Paradebeispiel sind hier die beiden Vietnamesen CHANG und N'GUYEN zu sehen, die äußerst brutal, aber berechtigt den Mafiaboss Alvarez erledigen. Sie dringen in seine Wohnung ein. Sie schiessen auf ihn und stechen desweiteren sogar auf ihn ein, aber merkwürdigerweise misslingt dieser Tötungsversuch und der schwer Verletzte wird ins Krankenhaus transportiert. Die beiden lassen sich nicht lumpen und fahren dreisterweise gleich hinterher, um es im Krankenzimmer zuende zubringen. (siehe Bild)


Solche zynischen Gewaltszenerien könnten u.a. ein Grund dafür sein, das KOMMANDO COBRA bei späteren VHS Veröffentlichungen nur noch zensiert erschien.

Zu den Fassungen:
Bei den damaligen Videofirmen VMP und ITT Contrast läuft der Film ca. 89 min. Auf dem Rückcover ist eine Laufzeit von 120 min vermerkt, die aber nicht stimmt!

Beim Label Moviestar (Titel: TÖDLICHER AUFTRAG) sollen ca. 5 min fehlen, was schon viel ist, aber beim Label Jaguar Video (Titel: CITY HUNTER) soll der Film nur noch 70 min laufen, was eine Kürzung von ca. 20 min ausmachen würde.

Ich sah diesen Film zur Probe mal im TV, meines erachtens damals Pro7 oder Sat1, nur um meine Vorahnung bestätigt zu sehen. In der Tat wurde der Film so ziemlich gekürzt gesendet. Es hat sehr viel gefehlt, so das ich annehmen muß, das es diese 70 min Fassung war, die da ausgestrahlt wurde. Dann soll man es doch lieber gleich sein lassen, solche Filme zu bringen. Ob diese, aus meiner Sicht 89 min Uncut-Version auch komplett ist, vermag ich nicht zu sagen, denke aber das sie komplett ist.

Videocover einer ungeschnittenen damaligen Neuauflage von VMP


"MELDUNG AUS MARSEILLE: SYNDIKAT IN ACTION",

hieß es damals fast schon harmlos klingend in der Werbung.

Yves Boisset erreicht zwar nicht ganz die klasse seines Vorfilms EIN BULLE SIEHT ROT, aber er schuf hier definitiv mit KOMMANDO COBRA ein Film, der durchgehend spannend ist und zu keiner Sekunde langweilt, ein Film der es 100%ig wert wäre auch auf DVD zu erscheinen. Mir hat der immer gefallen!


9/10 französischen mörderischen Wahlkämpfen :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:


Ps.
Danke Filmhund für Deine Meinungen hier und im Polziotteschi-Thread.
Wie Du siehst ist KOMMANDO COBRA bei mir ein ebenfalls hoch favorisierter Film, den ich nicht missen möchte. :smile:

Filmgrüße :winkeHand:

am 13.04.2014 um 18:14:23 UhrZitieren  Melden
Antwort von filmhund
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Hallo GrafKarnstein!

Wie immer ein schöner Beitrag. Man spürt deine Hingabe zum Thema.

Ich finde den Film auch ganz toll. Boissets so straffe wie düstere Inszenierung, reißt auch heute noch mit.

Die politischen Anklänge dienen zwar eher als Aufhänger für die Rachestory, verleihen dem Film aber eine spannende zusätzliche Dimension. Obwohl Boisset auch immer mal wieder durchblicken lässt, wem seine Sympathie gehört bzw wen er verachtet.
Die Szenen in denen die Jugendlichen die Plakate des unsauberen Forestier - mit u.A. Swastikas - übermalen, und dafür von Einsatzkommandos der Polizei sowie rechten Schlägertrupps gleichermassen brutal zusammen geknüppelt werden, sagen schon viel über den Regisseur aus.

Jean Yanne als wortkarger Noir - Rächer bringt die nötige schauspielerische Ernsthaftigkeit in den Film ein. Bella Senta als Frau mit Vergangenheit, gefällt mir auch mehr als nur gut. Sehr verführerisch, die Dame.
Der Auftritt des sympathischen Gordon Mitchell verleitete mich wieder mal zum Grinsen . . . bis er schön fies von Yanne fertiggemacht wurde!

Überhaupt sind die eingestreuten Brutalitäten - wie du schon dargelegt hast - nichts für katholische Schulmädchen, und verleihen dem Film ein gewisses Kultpotenzial. Man sollte ihn daher auch nur in der ungeschnittenen Version genießen.

Grüße,

filmhund.

am 15.04.2014 um 10:11:38 UhrZitieren  Melden
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(Auguste Monnoyeur)


DER ERBARMUNGSLOSE

(Frankreich / Italien / BRD 1969/70)

(Ot: LA HORSE / IL CLAN DEGLI UOMINI VIOLENTI)

Jean Gabin - AUGUSTE MONNOYEUR // André Weber - BIENPHU
Eléonore Hirt - MATHILDE // Christian Barbier - LEON
Pierre Dux - RICHTER // Marc Porel - HENRI

Regie: PERRE GRANIER-DEFERRE

Laufzeit: VPS Video ca. 76 min

FSK ab 16 Jahren


Nahe beim Sumpf der Seinemündung, liegt mittendrin von ausgedehnten Weiden das Bauerngut der Familie Monnoyeur. Auguste Monnoyeur ist der Patriarch, der über das Anwesen sowie auch über die Familie herrscht. Er ist sozusagen Herr über Land und Menschen. Eines Tages findet Auguste zusammen mit seinem Mitarbeiter Bienphu in ihrer Jagdhütte einen großen Beutel Rauschgift. Die beiden legen sich später auf die Lauer, allerdings nicht ohne vorher in der Jagdhütte zwei Fallen auszulegen. Und richtig,...sie beobachten zwei Gangster, wie sie in die Hütte gehen und prompt in die Falle gehen. Mit seiner Flinte im Anschlag erfährt Auguste, das die Gangster sein Anwesen als Zwischenlager für ihr Rauschgift benutzen und sein eigener Enkel Henri darin mit verwickelt ist. Auguste sagt der Familie nichts, nimmt sich aber seinen Enkelsohn vor und stellt ihn zur Rede. Auguste macht das Rauschgift unbrauchbar, indem er es ins Wasser schüttet. Henri fürchtet nun von der Bande umgelegt zu werden.

Auguste redet mit seinem Enkel Henri


Ein Gangster bedroht Auguste


Es dauert auch nicht lange da taucht auch schon der erste Gangster auf dem Bauernhof auf. Marc, so sein Name will das Rauschgift und versucht auch sogleich den Alten durch Drohungen einzuschüchtern. Der hört sich das ganze seelenruhig an, dann plöztlich erschiesst Auguste mit seiner Flinte den Gangster.


Seinen Enkel Henri verfrachtet er in ein unterirdisches Versteck. Über die bisherigen Vorgänge läßt Auguste den Rest der Familie weiterhin im unklaren. Der Boss der Gangster ist derweil eingetroffen und dieser läßt die Scheune des Bauernguts nächtens anzünden. Die Feuerwehr will der Alte aber nicht rufen. Später machen die Gangster etwas sehr gemeines. Sie fahren mit ihrem Jeep etliche Kühe tot und so langsam wird Auguste allmählich sauer. Nur seiner Tochter Mathilde und Mutter von Henri erklärt er später, das Henri in einer Rauschgiftaffäre verwickelt ist. Die Polizei kann er nicht zu Hilfe holen, weil er befürchten muß, das die widerum Henri ins Gefängnis stecken und sein Leben damit versaut sei. Es gäbe aus dieser Lage eben nur eine Lösung, nämlich seine, wie er sagt. Auguste und seine Schwiegersöhne greifen nun zu den Waffen. Es kommt zum Kleinkrieg zwischen der Familie Monnoyeur und den Gangstern...!


Für den Grand Seigneur des französischen Films JEAN GABIN, war diese Rolle des alten Patriarchen wie maßgeschneidert. Er trägt mit seiner Präsenz u.a. den Film. Gabin nimmt man den z.T. mürrischen kauzigen, aber auch aufrechten Alten zu 100% ab und macht den Auguste Monnoyeur glaubhaft, dessen Befehlen die ganze Familie zu gehorchen hat. Man mag diese Figur mögen oder nicht, aber J. Gabin ist hier mal wieder absolut sehenswert. Er war meistens eh das darstellerische As im französischen Kino und ich sah und sehe ihn immer wieder sehr gerne.

Der Schauspieler Pierre Dux dürfte für Freunde des Kinos aus Frankreich auch kein Unbekannter sein, obwohl er meistens nur in Nebenrollen auftrat. Als Untersuchungsrichter liefert er eine tolle Leistung ab, vor allen Dingen beim Verhör von Auguste. Hier will man dem Alten so einiges nachweisen.

Marc Porel ist den Genrefans z.B. aus diversen Italo-Krimis bekannt. Hier stellt er den Enkel von Auguste dar, der erst vom Alten ein wenig gezüchtigt wird und dieser ihm hinterher mit seinen ganz eigenen Methoden hilft aus der Heroinsache gut weg zukommen.

Schiesserei mit den Gangstern

Die restlichen Darsteller stammen alle vom Theater. Regisseur Pierre Granier-Deferre hatte dies so haben wollen, da er keine weiteren bekannten Gesichter im Film wollte. Die bäuerliche Atmosphäre sollte dadurch glaubhafter werden, wie er es in einem damaligen Interview der Presse mitteilte. Alle Schauspieler sind hier äußerst gut und kommen zur Geltung. Das liegt auch daran, weil Gabin die anderen mit seiner Präsenz nicht erdrückt. Sicher hat er die Hauptrolle und er trägt in gewisser weise den Film, aber der Regisseur verstand es hier auch ausgewogen vorzugehen.

Desweiteren ist der Film sorgfältig inszeniert. Die Kamera ist toll, zumal diese auch die Landschaften sehr gut einfängt. Die Geschichte wird hier ohne Längen und somit schnörkellos voran getrieben. Ein klasse Film, der eine Mischung aus Drama, Thriller und Krimi ist.

am 21.04.2014 um 18:58:10 UhrZitieren  Melden
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Nach der Uraufführung in Frankreich, ca. Anfang 1970 kam es zu Protesten von Tierschützern, die der Ansicht waren, das die Kühe im Film tatsächlich verletzt worden sind. Nun wissen wir ja alle und erst recht heutzutage, das sowas ein absolutes sogenanntes NO GO ist. Tiere für einen Film zu quälen, zu verletzen oder gar zu töten wird von den meisten Zuschauern nicht gern gesehen. In Pierre Granier-Deferre's Film ist aber keine Kuh verletzt worden. Im Film sieht das natürlich echt aus, auch durch die Schnitt-Technik. Wie sie das gemacht hätten?, wurde gefragt, denn man sehe doch, das die Kühe sich versuchen fortzuschleppen usw. Um weitere Proteste und Vorwürfe nun vor der damaligen Deutschland-Premiere zu vermeiden, gab der Regisseur nun seinerseits in Deutschland die folgende Erklärung ab, die er zuvor in Frankreich abgab, Zitat:

"Ich bin ein wenig stolz auf diesen "Skandal", denn er beweist, das wir gut gearbeitet haben, sonst wäre die Wirkung nicht so, wie sie sich beim Publikum in Frankreich gezeigt hat. Tatsache ist nämlich, daß wir keine einzige Kuh getötet haben, keine einzige wurde auch nur verletzt. Wir haben für diese Passagen 8 volle Drehtage gebraucht. Im Film sieht man davon 2 1/2 Minuten. Es sind alles Trickeinstellungen, die aus sehr vielen kurzen Schnitten zusammengesetzt wurden. Insgesamt haben wir 430 Einstellungen mit zwei Kameras gedreht. Bei der Arbeit waren zwei Tierärzte anwesend. Die Kühe sind betäubt worden - mit einem harmlosen Betäubungsmittel. Wenn sie wieder langsam erwachten und sich aufzurichten versuchten, haben wir gedreht und dadurch den Effekt verwundeter Kühe erzielt. Wir haben uns wirklich sehr bemüht, das den Kühen überhaupt nichts passiert. Und es ist auch nichts geschehen - den Kühen jedenfalls. Dafür sind aber einige Mitarbeiter unseres Teams verletzt worden, durch Huftritte und andere Unbillen.

Tote Kühe

Hinzu kommt noch die Tatsache, das Jean Gabin selbst einen Hof mit Vieh besaß. Er züchtete Vieh und Rennpferde. Laut einem damaligen Interview, hatte Gabin zu diesem Zeitpunkt 20 Kühe und 19 Pferde. Und wie ich Monsieur Gabin einschätze, hätte er niemals seine Zustimmung gegeben, wenn man tatsächlich vor gehabt hätte, Kühe für diesen Film zu töten. Schließlich war er in Frankreich bzw. weltweit auch nicht irgendwer. Für den Regisseur waren diese Szenen wichtig, weil er deutlich machen wollte, in welchen Zustand der Erregung und der Wut ein Bauer kommt, wenn man ihn einer seiner Lebensgrundlagen beraubt, indem man sein Vieh tötet. Die Szenen mit den Kühen usw. waren nicht ganz billig und trieben die Kosten für die Produzenten in die Höhe. Überhaupt kostete der Film so ca. 4 Millionen Francs (ca. 2,4 Millionen D-Mark), denn Gabin gehörte u.a. zu den teuersten Schauspielern in Frankreich. Aber der Aufwand und die Kosten zahlten sich später aus und der Film wurde in Frankreich ein Riesenerfolg!

Wegen der toten Kühe, wird Auguste langsam sauer

Der Film sprach u.a. das Thema Jugend und Rauschgift an und behandelte dies auf seine ganz eigene Art. In einem Interview darauf angesprochen, meinte Gabin, Zitat:

"In meiner Familie gäbe es das nicht. Wer arbeitet, der braucht weder mit Rauschgift zu handeln, noch das Zeug zu schlucken oder zu spritzen. Ich habe immer gearbeitet, mein ganzes Leben lang. Und ich bin davon überzeugt, daß die Menschen, die ebenso ernsthaft zu arbeiten bereit sind, gar nicht daran denken, sich von diesem Zeug benebeln zu lassen. Aber dieser Auguste Monnoyeur, den ich spiele, verdient meine Sympathie."


Da sich Gabin als Auguste im Film mit seinem Enkel, also mit der Jugend auseinander setzt, wurde er gefragt, was er von der Jugend halte? Antwort, Zitat:

"Ich sehe die Jugend mit meinen Augen. Es gibt diese und jene, wie immer, zu jeder Zeit. Aber diejenigen, die die großen Töne spucken, sollen uns doch nichts vormachen. Ist es denn vielleicht eine Leistung, mit Dreissig immer noch Student zu sein? Und dazu vielleicht auch noch verheiratet und schon Kinder. Zu allem Überfluß ist die Frau dann gar auch noch Studentin. Wenn man diese merkwürdigen Leute hört, ist man geneigt, sie schon als Studenten pensionieren zu lassen."

Herrliche Antwort :biggrin: und man ist ebenso geneigt zu sagen, das was er im richtigen Leben vertrat, hatte er auch im Film mit einfließen lassen. Vielleicht waren gerade deswegen viele Rollen für ihn so maßgeschneidert. Beim US-Schauspieler John Wayne wußte man z.B., das er vieles im Film nicht nur spielte, sondern das er charakterlich ebenso war. Bei Gabin könnte dies ebenso gewesen sein, was ich aber nicht 100%ig weiß.

Auguste beim Verhör mit der Polizei

Die Filmmusik stammt von SERGE GAINSBOURG, der ja schon häufiger in Filmen mit seiner Musik vertreten und auch selbt zu sehen war. Wer Interesse an einen musikalischen Rundumschlag hat;...Im Jahre 2001 erschien beim Label *Universal Music S.A France* eine 3er CD Ausgabe im hochformatigen Digipack inkl. Booklet usw. LE CINÉMA DE SERGE GAINSBOURG, so die Titelausgabe. (Siehe Abbildung)


Es ist eine schöne tolle Ansammlung diverser Musik zu Filmen von 1959 - 1990. Obwohl es mittlerweile von ein paar Filmen CDs gibt, so sind hier u.a. auch Soundtracks dabei, die es sonst nicht gibt. Natülich ist auch LA HORSE mit 2 Tracks vertreten. Viel Musik hat der Film aber eh nicht.
Mir reicht dieser schöne musikalische Querschnitt/Sampler :smile:

DER ERBARMUNGSLOSE ist ein sehenwerter Film, der auch endlich mal das Licht der DVD-Welt erblicken könnte. Ich habe noch eine tadellose Original Videokasette von VPS in einer Glasbox und sah ihn letztens erst wieder.


10/10 französischen Bauernhöfen :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 21.04.2014 um 18:59:59 UhrZitieren  Melden
Antwort von crust68
Haste mal ne Vhs?
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Sehr schön Herr Graf ,sehe .........wurde nicht zu viel Blut Ostern geschlürft,um sich wieder kreativen Dingen zu widmen...........
.der Film ist gut.Schluss Peng Aus mit außergewöhnlichen Ende....die Streifen die ich so s mag an dieser Zeit ,wo die 70er Maßstäbe setzten................


Crust68

PS:Eine VPS Glasbox befindet sich ebenfalls noch in meinen Bestand von diesen geilen Film

Gabin war ein richtiger guter Schauspieler

am 22.04.2014 um 19:46:13 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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"Das Leben ist voller Absurditäten, die oft die Frechheit haben, unwahrscheinlich zu erscheinen.
Und wissen Sie warum? Weil sie absolut wahr sind..."

(Luigi Pirandello, italienischer Schriftsteller 1867 - 1936)


DAS NETZ DER 1000 AUGEN

(Frankreich 1974)
(Ot: LE SECRET)

(Titel in der DDR: DAS GEHEIMNIS)

Jean-Louis Trintignant - DAVID, der FREMDE
Marléne Jobert - JULIA // Philippe Noiret - THOMAS
Jean-Francoise Adam - CLAUDE // Solange Pradel - GRETA

Regie : ROBERT ENRICO

Laufzeit ca. 98 min

FSK ab 16 Jahren


In einer Gefängniszelle liegt ein Mann am Boden. Als ein Wärter beim Rundgang dies bemerkt und sich über den vermeintlichen "Toten" beugt, erweist sich dieser als sehr lebendig und in einem Zweikampf tötet er den Wärter und entkommt...!
Der Name des Mannes ist David und per Anhalter gelangt er nach Paris, wo er eine Bekannte, Greta in ihrer Wohnung aufsucht. Er schärft ihr ein, das sie ihn, David niemals gekannt haben darf. David's weitere Flucht endet erstmal in einer Berghütte, die eher einer kleinen Burg gleicht. Die Hütte wird bewohnt von einem etwas seltsamen Paar, dem Schriftsteller Thomas und seiner Frau Julia, die Bildhauerin ist. Sie nehmen den Fremden bei sich auf, aber er gibt sich wortkarg und nur bruchstückhaft erfährt das Paar eine phantastisch klingende Geschichte. Er sei aus einem zellenartigen Verlies, das halb Gefängnis, halb Festung ist ausgebrochen und da er als Mitwisser eines Geheimnisses gelte, dessen Kenntnis aus Gründen der Staatssicherheit lebenslänglichen Freiheitsentzug, wenn nicht sogar völlige Liquidierung nach sich zöge.

Hatten sich Thomas und Julia vom Großstadtgetriebe zurück gezogen, so gibt ihnen der Fremde in ihrem zwar harmonischen, aber ereignislosen Leben plötzlich einen Inhalt. Aber wer ist dieser Fremde wirklich? Ein Spion?, ein Mörder auf der Flucht?, ein unschuldig Verfolgter oder gar ein Verrückter?, der aus einer Nervenheilanstalt ausgebrochen ist? Wird David wirklich verfolgt oder verfolgt ihn nur sein eigenes Ich und ein krankhafter Wahn? Oder ist er einer, der ganz einfach die Wahrheit sagt? Für Thomas ist das erstmal unwichtig, denn er sieht David nun als sein Freund an, dem man bei seiner Flucht helfen muß. Julia ist hin und her gerissen, aber auch mißtraurisch und sie bleibt es auch. Als das Trio die Reise nach Spanien antritt, um David in Sicherheit zu bringen erweist sich das als schwierig. Der Staatsapparat setzt Medien, Hubschrauber, Strassensperren usw. ein.


Regisseur Robert Enrico verstand es mit wenigen, fast bescheidenen Mitteln ein Szenario der Angst und Verfolgung zu inszenieren. Action, wie man sie gerade auch heutzutage versteht, gibt es in diesen z.T. fast kammerspielartigen DREI-PERSONEN-THRILLER nicht. Muß es auch nicht und wäre vermutlich eh nur fehl am Platz. Nach dem Motto: Weniger ist mehr, gestaltete Monsieur Enrico seinen Film und erzielte damit eine größere Wirkung. Hierzu tragen auch die hervorragenden Darsteller mit bei, die ihre jeweiligen Figuren glaubhaft vermitteln.


Jean-Louis Trintignant als David, der allen und jeden Gegenüber mißtraut und es auch sein muß, aufgrund seiner Situation ist brillant. Es passt auch mal wieder zu ihm und dabei übertreibt Trintignant in seinem Part kein bißchen, im Gegenteil.

Ihm zur Seite, M. Jobert als Julia, die einerseits dem Fremden glaubt und sie ihn auch mag, aber es ihr dann wieder alles zu unglaublich erscheint, da ihr der Fremde widerum auch nicht ganz geheuer ist. Finde ich klasse.


P. Noiret als Thomas, der ein wenig überdreht, gutmütig und fast naiv erscheint und seinem neuen Freund David helfen will, ist genial.

Der Film ist eindringlich inszeniert und gespielt. Er erzielt u.a. auch eine atmosphärische Dichte, die durch die Filmmusik von Maestro ENNIO MORRICONE sehr gut unterstützt wird. Dabei schlug Morricone hier etwas leisere Töne an, aber er schuf hier mal wieder eine Musik, die eine Mischung aus schöner Melodramatik, einer gewissen Traurigkeit gepaart mit bedrohlichen Klängen ist. Im Jahre 2000 erschien beim Label *Screen Trax* der komplette Soundtrack als Limited Edition auf CD und wurde mittlerweile zu einem inzwischen teilweise gesuchten seltenen Stück. Hier das schöne Cover dieser CD:



Einige Film-Werbeschlagzeilen von damals:

"Was zunächst wie ein Abenteuer aussah, wird zu einem nicht enden wollenden Alptraum der Angst"

"Vor wem hat der Fremde so furchtbare Angst?"

"Hitchcock-würdig"

"Mehr als ein Krimi - ein Schicksal unserer Zeit"


Es kam/kommt öfters mal vor, das ein GEHEIMNIS auch ein GEHEIMNIS bleibt, denn wie hier in diesem Falle ist es manchmal besser NICHTS zu wissen.

Leider erschien dieses französische filmische Kleinod von einem Thriller bisher nicht auf DVD, sondern kam damals nur auf Video beim Label VPS raus. Im Mai 2012 sendete ihn zumindest der TV Sender Arte in guter Qualität und im 16.9 Format.

Für Cineasten ist dieser 70er Jahre-Thriller nach wievor ein Meisterwerk des Paranoia-Kinos und für mich einer meiner absoluten französischen Top-Filme der 70er Jahre.


10/10 Geheimnissen :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 06.05.2014 um 18:31:32 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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DER RISS

(Frankreich / Belgien / Italien 1970)
(Ot: LA RUPTURE / ALL'OMBRA DEL DELITTO)

Stéphane Audran - HÉLÉNE // Jean-Pierre Cassel - PAUL THOMAS
Michel Bouquet - LUDOVIC RÉGNIER
Jean-Claude Drouot - CHARLES RÉGNIER

Regie: CLAUDE CHABROL

Laufzeiten: Video von VPS ca. 112 min / DVD von Galileo ca. 119 min

FSK ab 16 Jahren




Héléne wird in ihrer Wohnung von ihrem unberechenbaren Ehemann Charles plötzlich angegriffen und sie kann ihn abwehren. Der gemeinsame kleine Sohn wird desweiteren von Charles hoch gehoben und zu Boden geschleudert und dabei knallt der Kopf des Kleinen gegen die Kante einer Komode. Daraufhin schlägt Héléne ihren Mann mit einer Bratpfanne nieder. Sie hat nun endgültig genug und verläßt mit Sohn die gemeinsame Wohnung. Ihr Sohn muß im Krankenhaus behandelt werden und bleibt vorerst dort. Der Vater von Charles ist der schwerreiche Industielle Ludovic Régnier. Er war schon immer gegen diese Heirat mit einer "Bürgerlichen". Héléne will sich scheiden lassen und ihren Sohn dann mit nach Paris nehmen. Régnier will aber, das sein Enkel bei ihm bleibt. Damit Héléne ganz in der Nähe des Krankenhauses sein kann, bezieht sie ein Zimmer in der fast gegenüberliegenden Pension, die vom Ehepaar Pinelli betrieben wird. Um zu verhindern das Héléne das alleinige Sorgerecht juristisch zugesprochen bekommt, greift der alte Régnier zu hinterhältigen Methoden. Er arangiert Paul Thomas, einen etwas herunter gekommenden Playboy. Er soll sich an sie ranmachen, um sie vor Gericht in Mißkredit zu bringen, damit man ihr Unsittlichkeit nachweisen kann und ihr somit das Sorgerecht entzogen werden kann. Thomas erschleicht sich das Vertrauen von Héléne, indem er sich als alter Freund von Charles ausgibt. Ferner flunkert er ihr vor, das er selbst totkrank sei und ebenfalls im Krankenhaus behandelt wird. Thomas bezieht nun auch ein Zimmer in der Pension Pinelli. Von nun an beginnt ein ziemlich hinterhältiges, aber auch subtiles Spiel, bei der Thomas jedes Mittel recht ist, um Héléne zu schaden. Schließlich versprach ihm der alte Régnier bei Erfolg einen gewissen Wohlstand und Geld stinkt ja bekanntlich nicht...!

schönes Covermotiv der alten deutschen VHS

Wenn es darum ging, gewisses Bürgertum und seine Fassaden äußerst suptil und feinfühlig zu entlarven inkl. der Bloßstellung menschlicher Schwächen und Abgründe,...so war fast kein Regisseur besser geeignet, als CLAUDE CHABROL. Hier machte er sogar einen ziemlich intensiven Thriller aus der Thematik, der alles andere als langweilig daher kommt. Das liegt u.a. auch an der Sorgfalt der Inszenierung mit der Chabrol zu werke ging. Jedes Detail, auch das des gesprochenen Wortes gewinnt hier an Bedeutung. Dadurch hat der Film eine unglaubliche Dichte und Chabrol erwies sich als scharfer Analytiker menschlicher Unzulänglichkeiten. Obwohl Chabrols Film weit davon entfernt ist einfach nur unterhalten zu wollen, so gestaltet sich das Ganze äußerst spannend und ist interessant anzusehen. Hierzu tragen die Figuren sehr dazu bei, auch die die sich so in der Pension eingefunden haben. Ferner handeln alle Hauptpersonen unter einem inneren Zwang und dieser Zwang heißt GESELLSCHAFT.


Da wäre der alte Régnier, Hélénes "Noch-Schwiegervater". Dieser ist nie fertig geworden damit, das sein Sohn Charles sich in eine unstandesgemäße Umwelt und Ehe begab und gibt zudem Héléne die Schuld an der Rauschgiftsucht seines Sohnes. Um "seinen" Enkel zu bekommen setzt er Geld und andere Mittel ein. Auch sein Strohmann Thomas handelt unter Zwang. Um in der Gesellschaft finanziell besser dazustehen, ist er bereit alles zu tun und schreckt auch nicht davor zurück ELISE, die geistig debile Tochter der Pensionsbetreiber zusammen mit seiner Freundin Sonja sexuell zu missbrauchen, um es hinterher Héléne anzulasten. Ein weiterer Zwang hat Monsieur Pinelli zum Alkoholiker werden lassen. Er hat als Vater von Elise die Schande nie ertragen können zusammen mit seiner Frau ein debiles Kind zu haben. Und natürlich Héléne unterliegt diesem Zwang, allerdings (Ironie des Schicksals) bewahrt sie dieser Zwang vor schlimmeren, indem sie ihre Ehe nicht bricht, bevor diese nicht geschieden ist. Zusammen mit Madame Pinelli bildet Héléne das eher sozial schwache Gespann, denn die Pinellis betreiben die Pension nur noch auf Zeit. Diese wird demnächst abgerissen, weil der alte Régnier dort bauen will. Chabrol teilt die Figuren hier sehr deutlich in gut und böse. Hier die geplagten sozialen, aber ehrlichen Schwachen und auf der anderen Seite die Reichen und Skrupellosen, wie Régnier und Thomas.


Desweiteren befinden sich in der Pension noch so einige interesante Randgestalten, die dort wohnen. Monsieur MOSTELLE z.B.,...der ein zur Zeit arbeitsloser Künstler/Schauspieler ist und etwas extravagant erscheint. Er lehnte es ab an Régnier seine Persönlichkeit zu verkaufen, indem er Héléne schaden sollte. Dann dieses alte Damen-Trio, die immer zusammensitzen und sich über alles und jeden ihre Münder zerreissen. Chabrols Gesellschaft hat in der Tat einen RISS. So urteilte damals der Film-Dienst, Zitat:

"Bis ins Phantastische, zur Fratze verzerrt, schildert Chabrol die negative, bürgerliche Welt, doch trotz allen Horrors immer sehr konkret und genau, virtuos in der Wahl seiner Mittel, und sehr scharf in der Trennung der moralischen Positionen, zwischen denen sich ein nicht mehr zu überbrückender Riß aufgetan hat." Chabrol hat die entstellte Welt, von der er sich umgeben sieht, getreulich abgebildet: mit ihren Verformungen, ihrer Sentimentalität, ihrer Verlogenheit. Das Ergebnis ist ein großer Film."

Eine der deutschen DVD-Ausgaben


Wie man anhand der oben angebenen Laufzeiten sieht, fehlen beim alten VPS-Video ca. 7 min. Warum weiß ich nicht, da es irgendwie keinen rechten Sinn ergibt. Was genau fehlt vermag ich nicht zu 100% sagen. Bilde mir aber ein, das das Gespräch zwischen Héléne und ihrem Anwalt in der Strassenbahn inkl. der Fahrt zur Pension auf DVD erheblich länger ist, als auf Video. Dabei wurde auch nix neu synchronisiert, was daran liegt, das der Film in der ARD seine damalige Premiere hatte und dieser ebenfalls ca. 119 min lief. Verstehe somit die Kürzung auf VHS erst recht nicht. :uhh: Also man kann ihn sich auch in der Fassung zu Gemüte führen. :smile:

Chabrols Filme mögen nicht jedermans Sache sein und mir persönlich gefällt auch nicht alles von ihm. Aber so einige Filme finde ich immer wieder sehenswert, wie z.B. diesen Film hier. Wenn man sich auf das Werk DER RISS einläßt bekommt man ein bis ins Detail exzellente Mischung aus Psychodrama und Thriller geboten, der hervorragend inszeniert und gespielt ist! Ich selbst hab den schon öfters gesehen und somit erst letztens wieder :smile:


10/10 Bürgerlichen Verlogenheiten :topsmilie:

GrafKarnstein :chinaman:

am 18.05.2014 um 13:19:21 UhrZitieren  Melden
Antwort von filmhund
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Hallo GrafKarnstein!

Mit dem französischen Kino kenne ich mich leider nicht ganz so gut aus. Irgendwie habe ich es immer als ein bischen unterkühlt bis sogar manieriert im Hinterkopf. Ist alles Clichè, ich weis. Excuse moi!
Ich bin aber auch eher im etwas wilderen Italo - Kino "zu Hause".

So unterschiedliche Filme wie "Es war einmal" von Cocteau, den wohl ersten modernen Action(drama-)film "Lohn der Angst" oder auch so einiges von Rohmer finde ich richtig klasse. Dazu kommt natürlich noch Vieles mehr.

Die letzten drei von dir wieder schön vorgestellten Filme, habe ich aber leider - wie so vieles - noch nicht gesehen.

Die tollen Schauspieler in den genannten Werken gehören für mich auch zu den ganz Großen des europäischen Kinos - in seiner besten Zeit!

Grüße,

filmhund.

am 20.05.2014 um 20:50:45 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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Zitat:

geschrieben von filmhund am 20.05.2014 um 20:50:45.
Hallo GrafKarnstein!

Mit dem französischen Kino kenne ich mich leider nicht ganz so gut aus. Irgendwie habe ich es immer als ein bischen unterkühlt bis sogar manieriert im Hinterkopf. Ist alles Clichè, ich weis. Excuse moi!
Ich bin aber auch eher im etwas wilderen Italo - Kino "zu Hause".

Die letzten drei von dir wieder schön vorgestellten Filme, habe ich aber leider - wie so vieles - noch nicht gesehen.


Servus Filmhund,

Na dann wird es Zeit für Dich,...Zeit für LE CINÉMA FRANCAISE :topsmilie: :biggrin:

Das bekomme das auch irgendwie immer mit, das diejenigen, die dem Italo-Film nahestehen, mit dem Französichen Kino eher wenig konform gehen. Vielleicht mag es an einer gewissen kühlen Art liegen. Krimis, Polit-Thriller oder auch Dramen sind aus Frankreich des öfteren kühl, pessimistischer und u.a. auch kaltschnäuziger, aber auch häufig klug durchdacht. Aber trotz allem hat der Französische Film in Deutschland seinen Stellenwert und ist gerne gesehen. Wahrscheinlich gewinnen sogenannte Arthouse-Cineasten ihm mehr ab, als sogenannte Genrefans. Vielleicht besteht da der gewisse Unterschied.

Sieht man mal z.B. von Italo-Filmen eines Damiano Damiani ab, so haben doch die Italo-Krimis einen eher comichaften Charakter und ihren ganz eigenen Inszenierungsstil. Bei den Franzosen sind widerum solche Filme, gerade die aus den 70er Jahren weder comichaft, dafür eher kühl gedacht und teilweise pessimistischer.

Zumindest könntest Du Glück haben, das der Film DAS NETZ DER 1000 AUGEN mal wieder im TV läuft, wenn ja,...dann geb ich bestimmt bescheid. :smile: Und DER RISS bekommst Du für wenig Geld,...wenn Du magst!

Gruß
GrafKarnstein :chinaman:

am 24.05.2014 um 14:04:46 UhrZitieren  Melden
Antwort von filmhund
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Hallo GrafKarnstein!

Ich bin wirklich kein Verächter des französichen Films an sich. Ganz im Gegenteil, denn ich bin mit den Filmen aus dem Land des laissez fair aufgewachsen. Nur, selbst die hochgehaltenen (Gengre -) Klassiker wie z.B. "Der eiskalte Engel", die zwar beindruckend gefilmt sind, aber für mein Gusto etwas zu kühl kalkuliert wirken, sind nicht ganz so mein Fall.

Hiebei liegt es viell. auch an meiner 'nicht - unbedingt - Verehrung' von Delon. Kann sein, dass ich mir den Film noch mal ansehen muss, um alle Querverweise etc auf das amerikanische, oder das Kino an sich zu "lupieren".

Gefallen hat mir eigentlich immer der Anspruch der Filmemacher, etwas über das reine Zeigen hinaus zu transportieren.
Nur manchmal wirken dann eben die Genre - immanenten Szenen etwas unrealistisch.

Gestern Abend z. B. lief auf Arte "Der Kommissar und sein Lockvogel". Ein toller Film! Aber das Verhauen von Ventura durch die Gansterbande unter Michel Constantin wirkte doch etwas gekünstelt. Wobei ich allerdings zu gute halte, dass es in der Szene um mehr als das Gezeigte ging.

Die "modernen Franzosen" haben damit ja kein Problem mehr. Aber das ist mir zum Teil schon zu heavy.

Die Italiener waren offenbar mehr dem "schnell, schnell" und dem "es muss knallen" verpflichtet. Das stimmt wohl.

Wenn ich wählen müsste, würde ich aber immer die Filme eines Josè Giovanni denen eines z. B. Stelvio Massi vorziehen. (Wobei der "Vergleich" schon sehr hinkt!)

Grüße,

filmhund.

Zitat:

Zumindest könntest Du Glück haben, das der Film DAS NETZ DER 1000 AUGEN mal wieder im TV läuft, wenn ja,...dann geb ich bestimmt bescheid.


:topsmilie:

am 26.05.2014 um 23:47:30 UhrZitieren  Melden
Antwort von GrafKarnstein
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Zitat:

geschrieben von filmhund am 26.05.2014 um 23:47:30.
Gestern Abend z. B. lief auf Arte "Der Kommissar und sein Lockvogel". Ein toller Film! Aber das Verhauen von Ventura durch die Gansterbande unter Michel Constantin wirkte doch etwas gekünstelt. Wobei ich allerdings zu gute halte, dass es in der Szene um mehr als das Gezeigte ging.


Nabend, :smile:

DER KOMMISSAR UND SEIN LOCKVOGEL ist ein eher realistischer Polizeifilm, wie ich finde. Und die von Dir angesprochene Szene wirkte auf mich eher nicht gekünstelt, sondern eher realistisch gemacht, da es auch nicht die übliche übertrieben daher kommende Schlägerei gewesen ist. Drei gegen einen war sowieso unfair, aber sie wollten ein gewisses Papier, wo draufstand, wo der verschwundene Zeuge abgeblieben ist. Gar nicht so einfach jemanden ausfindig zu machen, der im grunde eher nicht gefunden werden will.
Das zeigt der Film anhand der Polizeiarbeit :smile:

Heute Abend im Arte kommt übrigens um 20:15 Uhr der Film:

NEUN IM FADENKREUZ Frankreich 1971
mit JEAN-LOUIS TRINTIGNANT als Inspektor Carella in einem Film von PHILIPPE LABRO
und mit der Musik von Maestro ENNIO MORRICONE :smile: :topsmilie:

Spannender Krimi/Thriller nach einem Roman von Ed McBain. :topsmilie:

Der Film wird am 12.6 und am 25.6 wiederholt

GrafKarnstein :chinaman:

am 09.06.2014 um 19:27:26 UhrZitieren  Melden
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